Abstract
Die Rezeption von Literatur ist von besonderen Herausforderungen gekennzeichnet. Einerseits gibt es erlernbare Techniken des Lesens und Deutens, andererseits gibt es das Wissen um eine dennoch verbleibende Deutungsvielfalt. Statt die Ungewissheiten bei der Deutung zu beklagen, besteht die (in der Moderne zunehmend wichtiger werdende) Möglichkeit, diese Ungewissheit als produktiv zu deuten und das Lesen von Literatur als einen ästhetisch eröffneten Spielraum zu fassen, in dem wir gefahrlos unsere Kenntnisse, Erwartungen und Überzeugungen einsetzen, erproben und erweitern können. Es werden zunächst grundlegende Fragen des Lesens und der Fiktion angesprochen, eine Bestimmung literaturwissenschaftlicher Arbeit entwickelt, um dann philosophische und theologische Integrationsbemühungen literarischer Werke kritisch zu beleuchten. Am Beispiel der Deutungsbedürftigkeit des Todes wird die Relevanz und der Eigensinn des Literarischen aufgezeigt.