Kann man nichtzeitliche Verursachung verstehen? : Kausalitätstheoretische Anmerkungen zu Kants Freiheitsantinomie

In Mario Brandhorst, Andree Hahmann & Bernd Ludwig (eds.), Sind wir Bürger zweier Welten?: Freiheit und moralische Verantwortung im transzendentalen Idealismus. Hamburg: Meiner. pp. 223-257 (2012)
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Abstract

Die von Kant vorgeschlagene Auflösung der Freiheitsantinomie gehört zu denjenigen Theoriestücken, die auch für den transzendentalen Idealismus aufgeschlossene Philosophen schwer zu verteidigen finden. Dies gilt insbesondere für die Lehre von der nichtzeitlichen Verursachung. Nach dieser Doktrin hebt die »Causalität der Vernunft im intelligibelen Charakter […] nicht zu einer gewissen Zeit an, um eine Wirkung hervorzubringen«. In diesem Beitrag wird nicht Kants Auflösung der Freiheitsantinomie im Mittelpunkt stehen, sondern die Frage, wie das Junktim zwischen Freiheitsrettung und transzendentalem Idealismus allererst motiviert ist. Ich werde zunächst eine Reihe von Gründen dafür anführen, dieses Junktim zu lösen. Kant konstruiert in der dritten Antinomie ein idiosynkratisches Vereinbarkeitsproblem, das auf angreifbaren kausalitätstheoretischen und metaphysischen Vorannahmen beruht. In den Abschnitten 3.-5. versuche ich zu zeigen, dass die transzendental-idealistische Auflösung der Freiheitsantinomie nur nötig wird, weil Kant für Freiheit Erstverursachung fordert, die Gesetzesauffassung der Kausalität für einen analytischen Bestandteil des Kausalbegriffs hält, das Kausalprinzip mit dem Determinismusprinzip identifiziert und mit der Auszeichnung des Kausalprinzips als synthetischen Satz a priori zugleich den deterministischen Charakter des »Naturmechanismus« erwiesen zu haben glaubt. Danach werde ich die Frage erörtern, ob die noumenale »Kausalität aus Freiheit « im Sinne von Akteurskausalität bzw. Substanzkausalität rekonstruiert werden kann. Abschließend werde ich tentative Überlegungen dazu anstellen, ob zumindest einige transzendental-idealistische Elemente eine alternative Rolle in der Freiheits- und Handlungstheorie spielen können.

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Geert Keil
Humboldt University, Berlin

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2014-04-30

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