Analytische Moralphilosophie der Gegenwart

In Philipp Schwind & Sebastian Muders (eds.), Analytische Moralphilosophie: Grundlagentexte. Frankfurt am Main, Deutschland: Suhrkamp. pp. 9-18 (2021)
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Abstract

Auch wenn eine umfassende Darstellung und Einordnung der Epoche, in der sich die Philosophie gerade befindet, der Nachwelt vorbehalten bleibt, so ist bereits absehbar, dass die häufig als »analytische Philosophie« bezeichnete Strömung, die mit dem 20. Jahrhundert einsetzt und sich bis in die Gegenwart erstreckt, zumindest in der normativen Ethik wohl kaum als eine Einheit betrachtet werden wird. Dafür fehlt es an inhaltlicher Übereinstimmung, sind doch die von Thomas Hurka als »Achterbahnfahrt« (Hurka 2004, S. 246) bezeichneten letzten 120 Jahre von Strömungen geprägt, die häufig sowohl die Methodologie als auch die grundlegenden Annahmen der jeweils vorherigen Abschnitte verwerfen. Die ersten Jahrzehnte der Moralphilosophie des 20. Jahrhunderts waren von Positionen gekennzeichnet, die sich trotz aller Verschiedenheit unter dem Dach des Intuitionismus vereinen lassen. Für diese Positionen nahmen normative Themen eine zentrale Stellung ein, und die Frage danach, worin unsere grundlegenden Pflichten bestehen, wurden häufig mit einer »Intuition« genannten Erkenntnisform beantworten. Der Nonkognitivismus, für den die Frage, was wir tun sollen, nicht von der Philosophie beantwortet werden kann, prägte dagegen den Zeitraum von 1930 bis 1950. Es dauerte bis zu den 1970er Jahren, ehe wieder ein verstärktes Interesse an der Ethik aufkam. Die abgebrochenen Diskussionen und verwaisten Positionen wurden freilich nicht einfach fortgeführt, sondern unter anderen Gesichtspunkten betrachtet, was Inhalt und Methode betrifft – hier hat sich insbesondere das von John Rawls in der Moralphilosophie populär gemachte »Überlegungsgleichgewicht« als maßgeblich erwiesen.

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Philipp Schwind
University of Zürich

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2021-09-06

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