Partikularismus und Universalismus in der Migrationsgesellschaft: Positionaler Fundamentalismus oder demokratische Identitätspolitik?

Rise (2022)
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Abstract

Identitätspolitik ist die politische Praxis von marginalisierten und diskriminierten Gruppen, die sich in Bezug auf eine kollektive Identität gegen ihre Benachteiligung durch Strukturen, Kulturen und Normen der Mehrheitsgesellschaft wehren. Ein oft an Identitätspolitik kritisiertes Problem ist „positionaler Fundamentalismus“ (Villa Braslavsky 2020, S. 74), also das Gleichsetzen sozialer Positionen mit epistemischen Möglichkeiten und politischen Einstellungen. Die Kritik lautet, bei Identitätspolitik käme es meist mehr darauf an, wer etwas sagt, als was gesagt wird. Dies gehe mit Relativismus einher, der keine gemeinsame, universelle Position mehr ermögliche und deshalb auch emanzipative Politik verhindere (Feddersen/Gessler 2021, S. 101ff., 208f.). Um auf diese Kritik des positionalen Fundamentalismus und Relativismus zu antworten, entwickle ich eine neue Darstellung der Identitätspolitik als inhärent intersubjektiv und grundlegend für die Demokratie. Dabei stütze ich mich auf die radikale Demokratietheorie und die feministische Standpunkttheorie. Dieser Ansatz ist notwendig, um das philosophische Problem zu lösen, das im Mittelpunkt der Debatten über Identitätspolitik steht: die Spannung zwischen partikularistischer Machtpolitik einerseits und Politik als universalistischer Appell an die Vernunft andererseits.

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Karsten Schubert
Humboldt University, Berlin

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2023-04-04

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