In den westlichen Industrienationen gilt das Prinzip der informierten Einwilligung als das Zentralelement medizinischer Forschungsethik. In anderen, stärker die Relationalität als die Individualität von Personen betonenden Kulturen hingegen werden medizinische Entscheidungen traditionell eher durch die Gemeinschaft bzw. ihr Oberhaupt getroffen. Um verschiedenen kulturellen Normen gerecht zu werden, wird international tätigen Forschungsteams häufig empfohlen, den Community Consent und den Informed Consent einzuholen. Ausschlaggebend soll dabei letztlich der Informed Consent des Individuums sein. Es soll die Teilnahme auch dann verweigern können, wenn die (...) Gemeinschaft bzw. ihr Repräsentant dem Vorhaben zugestimmt hat. Der Beitrag diskutiert, ob eine solche Kopplung von Community Consent und Informed Consent tatsächlich geeignet ist, den Ansprüchen beider Prinzipien gerecht zu werden. Es wird argumentiert, dass die Kopplung von Community Consent und Informed Consent ethisch problematisch ist, wenn der Gemeinschaft hierbei ein Vetorecht eingeräumt wird, das geeignet ist, die Realisation konträrer individueller Interessen und damit das Selbstbestimmungsrecht der Betroffenen zu unterlaufen. Um zu gewährleisten, dass in interkulturellen Forschungszusammenhängen sowohl der individuellen als auch der relationalen Autonomie von Personen angemessener Raum gewährt wird, wäre es empfehlenswert, den Informed Consent ausdrücklich mit einer Community Consultation zu koppeln. Hier käme die Entscheidung gegen, aber auch für eine Studienteilnahme in letzter Instanz klar dem Individuum zu, während die Vorzüge einer Einbeziehung der Gemeinschaft in den Entscheidungsfindungsprozess anerkannt und genutzt werden könnten. (shrink)

In den westlichen Industrienationen gilt das Prinzip der informierten Einwilligung als das Zentralelement medizinischer Forschungsethik. In anderen, stärker die Relationalität als die Individualität von Personen betonenden Kulturen hingegen werden medizinische Entscheidungen traditionell eher durch die Gemeinschaft bzw. ihr Oberhaupt getroffen. Um verschiedenen kulturellen Normen gerecht zu werden, wird international tätigen Forschungsteams häufig empfohlen, den Community Consent und den Informed Consent einzuholen. Ausschlaggebend soll dabei letztlich der Informed Consent des Individuums sein. Es soll die Teilnahme auch dann verweigern können, wenn die (...) Gemeinschaft bzw. ihr Repräsentant dem Vorhaben zugestimmt hat. Der Beitrag diskutiert, ob eine solche Kopplung von Community Consent und Informed Consent tatsächlich geeignet ist, den Ansprüchen beider Prinzipien gerecht zu werden. Es wird argumentiert, dass die Kopplung von Community Consent und Informed Consent ethisch problematisch ist, wenn der Gemeinschaft hierbei ein Vetorecht eingeräumt wird, das geeignet ist, die Realisation konträrer individueller Interessen und damit das Selbstbestimmungsrecht der Betroffenen zu unterlaufen. Um zu gewährleisten, dass in interkulturellen Forschungszusammenhängen sowohl der individuellen als auch der relationalen Autonomie von Personen angemessener Raum gewährt wird, wäre es empfehlenswert, den Informed Consent ausdrücklich mit einer Community Consultation zu koppeln. Hier käme die Entscheidung gegen, aber auch für eine Studienteilnahme in letzter Instanz klar dem Individuum zu, während die Vorzüge einer Einbeziehung der Gemeinschaft in den Entscheidungsfindungsprozess anerkannt und genutzt werden könnten. (shrink)

In den westlichen Industrienationen gilt das Prinzip der informierten Einwilligung als das Zentralelement medizinischer Forschungsethik. In anderen, stärker die Relationalität als die Individualität von Personen betonenden Kulturen hingegen werden medizinische Entscheidungen traditionell eher durch die Gemeinschaft bzw. ihr Oberhaupt getroffen. Um verschiedenen kulturellen Normen gerecht zu werden, wird international tätigen Forschungsteams häufig empfohlen, den Community Consent und den Informed Consent einzuholen. Ausschlaggebend soll dabei letztlich der Informed Consent des Individuums sein. Es soll die Teilnahme auch dann verweigern können, wenn die (...) Gemeinschaft bzw. ihr Repräsentant dem Vorhaben zugestimmt hat. Der Beitrag diskutiert, ob eine solche Kopplung von Community Consent und Informed Consent tatsächlich geeignet ist, den Ansprüchen beider Prinzipien gerecht zu werden. Es wird argumentiert, dass die Kopplung von Community Consent und Informed Consent ethisch problematisch ist, wenn der Gemeinschaft hierbei ein Vetorecht eingeräumt wird, das geeignet ist, die Realisation konträrer individueller Interessen und damit das Selbstbestimmungsrecht der Betroffenen zu unterlaufen. Um zu gewährleisten, dass in interkulturellen Forschungszusammenhängen sowohl der individuellen als auch der relationalen Autonomie von Personen angemessener Raum gewährt wird, wäre es empfehlenswert, den Informed Consent ausdrücklich mit einer Community Consultation zu koppeln. Hier käme die Entscheidung gegen, aber auch für eine Studienteilnahme in letzter Instanz klar dem Individuum zu, während die Vorzüge einer Einbeziehung der Gemeinschaft in den Entscheidungsfindungsprozess anerkannt und genutzt werden könnten. (shrink)

BackgroundThe Western-European concept of libertarian rights-based autonomy, which advocates respect for individual rights, may conflict with African cultural values and norms. African communitarian ethics focuses on the interests of the collective whole or community, rather than rugged individualism. Hence collective decision-making processes take precedence over individual autonomy or consent. This apparent conflict may impact informed consent practice during biomedical research in African communities and may hinder ethical principlism in African bioethics. This study explored African biomedical researchers' perspectives regarding informed consent (...) and potential limitations to the principle of respect for autonomy in African communities.MethodsWe conducted a qualitative study based on in-depth interviews with 12 biomedical researchers, five females and seven males aged 34 to 74 years, currently working at an African university. Interviews lasted 35–40 min each and involved semi-structured open-ended interviews, which allowed participants to offer information about their perceptions and feelings regarding respect for autonomy and informed consent as practised in Africa. Empirical data from the interviews were recorded, transcribed, and analysed using thematic content analysis, together with an interrogation of relevant scientific literature about African communitarian ethics, making evaluations and drawing inferences consistent with the empirical bioethics approach.ResultsBased on these interviews and analysis of relevant literature, we found that informed consent is difficult to apply in an African context because it derives from a Western conception of libertarian rights-based autonomy. Most respondents pointed out that it was challenging to implement informed consent in the African setting. Furthermore, communalism, customary beliefs, spirituality, and relational autonomy are predominant in most African communities, as exemplified by the African moral philosophies of Ubuntu/botho and Ukama, which emphasize communitarianism over individual rights. We also found that language, education, poverty, and cultural beliefs are barriers to obtaining proper informed consent in African communities.ConclusionsWe conclude that there are limitations to applying the principle of respect for autonomy and informed consent in African communities, especially in the context of human biomedical research. We recommend using a more relational approach, such as Ross’s prima facie duties, to implement informed consent in African communities. (shrink)