Abstract
Das Problem, wie der Völkermord an den Juden in der Nazizeit in der SBZ/ DDR behandelt wurde, war Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Abhandlungen von Philologen und Historiken. In den Jahren 1990-2000 wurden die Arbeiten von u.a. Mario Kessler, Michael Wolffsohn, Angelika Timm, Thomas Jung und Ulrike Offenberg veröffentlicht. Die dort formulierten Thesen bilden die Grundlage für diesen Artikel. Er schildert die Lage der jüdischen DDR-Bewohner, die sich nach Kriegsende für das Leben in Deutschland entschieden haben. Es wurde versucht, die Kluft zu veranschaulichen, die zwischen der von der Regierung betriebenen Propaganda und dem ostdeutschen Alltag bestand. Die im Artikel dargestellten politischen und ideologischen Grundlagen des ostdeutschen Staates, wie auch die Realität, in welcher die jüdischen DDR-Bürger gelebt haben, bilden wichtige Kontexte für das Schaffen von Jurek Becker. Die angedeuteten Probleme, die die jüdische Bevölkerung zu bewältigen hatte, wie etwa die Unmöglichkeit der Identitätsfindung in der scheinbar homogenen, in Wirklichkeit jedoch deutlich geteilten ostdeutschen Gesellschaft, kommen hier zur Sprache. Da Becker selbst von diesem Problem betroffen war, inspirierte ihn dies bei der Arbeit an seinen Romanen, Erzählungen und anderen literarischen Texten, die oft autobiographische Züge aufweisen. Dies wurde am Beispiel von Bronsteins Kinder dargestellt. Die existenziellen Probleme der jüdischen Bevölkerung wurden hier in Verbindung mit der Kritik der ostdeutschen Gesellschaft geschildert.