Die drei Kurzschlüsse der traditionellen Erkenntnistheorie

Abstract

Die traditionelle Erkenntnistheorie geht hinsichtlich ihres Verständnisses von Erkenntnis vom heuristischen Kurzschluss des Inhalts mit dem Gegenstand der Erkenntnis. Diesem Kurzschluss korrespondiert die Idee von Wahrhei im Sinne einer irgendwie gearteten Übereinstimmung zwischen Inhalt und Gegenstand der Erkenntnis. Das Problem das daraus entsteht ist die Frage der Überprüfbarkeit dieser Übereinstimmung, die einen transzendenten Standpunkt voraussetzen würde, der mangels Existenz zu einem reinen Fluchtpunkt der Reflexion wird. Der Standpunkt der Reflexion entspricht der Einnahme eines transzendenten Standpunkts, der dennoch im erkennenden Subjekt verankert ist. Die Frage der Übereinstimmung wird so zu einer Frage der Gewissheit. Diese führt zu einem zweiten, diesmal theoretischen Kurzschluss, nämlich der Verquickung der eigentlichen Frage einer Theorie des Phänomens Erkenntnis, der Frage nach der Genese (bzw. Generierung) des Inhalts der Erkenntnis, mit der Frage der Gewissheit dieses Inhalts. Diese Verquickung führt schließlich zur Frage, welche (per definitionem subjektiven) Elemente des Erkenntnisvorgangs Gewissheit verbürgen können, und somit zu einer weiteren, dritten, nämlich methodischen Kurzschluss durch die Definition der (in Wahrheit holistischen) Erkenntnissituation im Sinne eines Subjekt-Objekt-Gegensatzes und den damit verbundenen Ausschluss des Wissens der empirischen Naturwissenschaften aus der Erkenntnisreflexion. Ziel dieser kurzen Arbeit (die die Einleitung zu einer kürzlich erschienen Publikation mit dem Titel: 'Rehabilitation der reinen Vernunft' darstellt), ist es, im Wege der Rückabwicklung dieser Kurzschlüsse in umgekehrter Reihenfolge zu einem adäquaten Verständnis des Phänomens Erkenntnis zu finden, also ausgehend von der affirmativen Kenntnisnahme des Holismus der realen Erkenntnissituation, der subjektive Gewissheit als vernünftiges Erkenntnisziel von vornherein ausschließt.

Author's Profile

Rudolf Lindpointner
University of Salzburg (PhD)

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2024-12-31

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