Sechs Thesen zur Wissenschaftstheorie der Biologie

Abstract

Das Betreiben von Wissenschaft ist eine spezifische Form von Erkenntnistätigkeit, die bezüglich ihrer methodischen Vorgangsweise von konkreten heuristischen Zielsetzungen und korrespondierenden Maßstäben geleitet ist. Die Wissenschaftstheorie verfolgt das Ziel einer Analyse der wissenschaftlichen Erkenntnistätigkeit vor dem Hintergrund der Erkenntnistheorie. Das Kernproblem der traditionellen philosophischen Erkenntnistheorie, und mit ihr der gängigen Wissenschaftstheorie, so meine These, besteht in dem heuristischen Kurzschluss des Inhalts mit dem Gegenstand der Erkenntnis. Dieser manifestiert sich auf direkte Weise in ihrem Fokus auf den heuristischen Maßstab der Gewissheit unseres Wissens, gestützt auf die metaphysische Annahme der Bestimmtheit der Dinge an sich (der die Annahme von Deskription als Paradigma von Erkenntnis im allgemeinen korrepondiert). Die Hauptthese dieser Abhandlung wird sein, dass dieser Kurzschluss zu einer Ausblendung der Rolle der Heuristik als grundlegender Erkenntnisfaktor führt, und in seiner Konsequenz zum deskriptiven Missverständnis der dekonstruktiven mathematischen Heuristik der Physik (mit ihrem Fokus auf die dynamnischen Phänomene) im Sinne von bloßer Dekomposition. Die Folgen dieses Missverständnisses sind, der Rolle der Physik als Grundlagenwissenschaft geschuldet, weitreichend. Insbesondere für das wissenschaftliche Selbstverständnis der Biologie, im Sinne des Ziels, biologische Entitäten analytisch in physikalische zu zerlegen und biologische Phänomene auf physikalische Gesetze zu reduzieren. Dieses Ziel widerspricht klar der dekonstruktiven methodischen Vorgangsweise der Physik, deren einziger Maßstab in der Angemessenheit der Rekonstruktion der betreffenden Phänomene besteht.

Author's Profile

Rudolf Lindpointner
University of Salzburg (PhD)

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2024-12-31

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