Praktische Argumentationstheorie. Theoretische Grundlagen, praktische Begründung und Regeln wichtiger Argumentationsarten

Braunschweig, Germany: Vieweg (1990)
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Abstract

Das spezifische Ziel von Argumentationen ist nicht einfach, den Adressaten etwas glauben zu machen - dies wäre bloße Rhetorik ﷓, sondern: den Adressaten beim Erkennen der Akzeptabilität (insbesondere der Wahrheit) der These anzuleiten und ihn so zu begründetem Glauben, zu Erkenntnis zu führen. Argumentationen leiten das Erkennen an, indem sie in ihren Argumenten hinreichende Akzeptabilitätsbedingungen der These als erfüllt beurteilen und so den Adressaten implizit auffordern, diese Bedingungen zu überprüfen. Argumentationen sind gültig, wenn sie prinzipiell das Erkennen anleiten können; d. h. wenn die genannten Akzeptabilitätsbedingungen hinreichend sind, wenn sie tatsächlich erfüllt (die Argumente also wahr) sind und wenn es irgendjemanden gibt, der zwar die Akzeptabilität der Argumente, nicht aber die der These erkannt hat. Eine gültige Argumentation ist adäquat, um einen bestimmten Adressaten rational zu überzeugen, wenn dieser u. a. die Akzeptabilität der Argumente, nicht aber die der These erkannt hat. Die in gültigen Argumentationen als erfüllt beurteilten Akzeptabilitätsbedingungen sind Konkretisierungen allgemeiner Erkenntnisprinzipien für die spezifische These, z. B. des deduktiven Erkenntnisprinzips: 'Eine Proposition ist wahr, wenn sie von wahren Propositionen logisch impliziert wird.' oder des erkenntnisgenetischen Erkenntnisprinzips: 'Eine Proposition ist wahr, wenn sie korrekt verifiziert worden ist.' Eine Konkretisierung des deduktiven Prinzips für eine These p wäre z. B.: 'p ist wahr, 1. wenn q und r wahr sind und 2. wenn q und r zusammen p logisch implizieren.' Sind beide Bedingungen erfüllt, so könnte 'q; r; also p.' eine gültige deduktive Argumentation sein. Die verschiedenen Argumentationstypen unterscheiden sich danach, auf welchem Erkenntnisprinzip sie basieren. Das argumentativ angeleitete Erkennen der Akzeptabilität der These funktioniert so: Der Adressat benutzt das von ihm (zumindest implizit) gewußte allgemeine Erkenntnisprinzip als Checkliste, auf der er nach dem Vorbringen der Argumente abhakt, welche Akzeptabilitätsbedingung des Erkenntnisprinzips durch das Zutreffen des Arguments jeweils erfüllt wird. Auf der Basis dieser Funktionsbestimmung werden in der "Praktischen Argumentationstheorie" (erstmalig) präzise Gültigkeitskriterien für Argumentationen allgemein und für mehrere spezielle Argumentationstypen entwickelt, erkenntnistheoretisch begründet und auf komplexe Argumentationsbeispiele aus Philosophie, Wissenschaft, Technik und Kultur angewendet. Die Analyse der erkenntnistheoretischen Grundlagen - der zugrundeliegenden Erkenntnisprinzipien - vor allem der interpretierenden und praktischen Argumentationen ist zudem von erheblicher Bedeutung weit über die Argumentationstheorie hinaus: für die Interpretationstheorie, die Handlungstheorie und die praktische Philosophie.

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Christoph Lumer
University Of Siena

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