Abstract
Im Zentrum von Vallas Umgestaltung der Dialektik als rhetorischer Methode steht ein neues Verständnis von certum, das aus Quintilians Institutio oratoria stammt. Diesem Verständnis zufolge ist Gewissheit in dem begründet, was allgemein akzeptiert wird, nicht in dem, was wahr ist. Damit trennt Valla certum und verum. In den Dialecticae disputationes stellt er Dialektik nicht als eine logische oder philosophische Methode zum Beweis von Wahrheiten dar, sondern als Praxis Geständnisse herbeizuführen und als juristische Produktion konsensueller Gewissheiten. Auch in anderen Werken, etwa den Elegantiae und seinem Kommentar zu Quintilians Institutio, verbindet er durchweg certum mit Konsens, insbesondere Konsens im Sinne der rhetorischen Strategie der status-Theorie.