Abstract
Karl Homann ist vor allem als Wirtschaftsethiker bekannt. Er war der erste Inhaber eines wirtschaftsethischen Lehrstuhls und gilt als einer derjenigen Autoren, die das Fach Wirtschaftsethik im deutschen Sprachraum maßgeblich geprägt haben. Dabei hat Homann seinen wirtschaftsethischen Theorieentwurf nie als eine schlichte Anwendung ethischer Grundsätze auf Fragen des Wirtschaftens verstanden. Vielmehr begriff er ihn als allgemeinen ethischen Ansatz mit ökonomischer Methode. Im Rahmen dieses Ansatzes sollte die abendländische Moral ökonomisch rekonstruiert werden, um sie so unter den Bedingungen moderner Gesellschaften mit institutionalisiertem marktwirtschaftlichen Wettbewerb überlebensfähig zu machen. Mit seiner neuen Monographie Sollen und Können stellt Karl Homann dieses Grundmodell einem weiteren Leserkreis vor. Er will sein Buch also nicht als einen neuen Beitrag zur Wirtschaftsethik-Debatte verstanden wissen, sondern als allgemeinen philosophischen Ethikentwurf. Die Argumentation, die Homann in Sollen und Können vorstellt, soll im Folgenden selektiv zusammengefasst und kritisch gewürdigt werden.