Abstract
Durch die vielfältigen technologischen Entwicklungen werden der Mensch
und das menschliche Dasein stark verändert. Der Transhumanismus strebt
eine radikale technologische Transformation des Menschen an und setzt
dabei ein bestimmtes Menschenverständnis voraus. Der Beitrag untersucht
die Anthropologie des Transhumanismus und fokussiert dabei besonders dessen
neurowissenschaftlichen Diskurs. Im Transhumanismus wird der Mensch
im Wesentlichen mit dessen neuronalen Prozessen, v. a. dem Gehirn, gleichgesetzt.
Im Beitrag wird die transhumanistische Argumentation auf ihre
Stichhaltigkeit hin überprüft. Dabei stellt sich nicht nur heraus, dass der
Transhumanismus nicht tragfähig argumentiert, sondern auch, dass er den
Menschen statt nur auf das Gehirn vielmehr auch auf Information reduziert.
Der Mensch erscheint im Transhumanismus als Informationsstruktur und als
berechenbar. Anschließend wird die transhumanistische Positionierung zur
Religion dargestellt und aufgezeigt, wie auf Basis der Untersuchungsergebnisse
eine christlich-theologische Auseinandersetzung mit dem Transhumanismus
aussehen kann. Dem berechenbaren Menschen des Transhumanismus
wird das Postulat des unberechenbaren Menschen gegenübergestellt. Es wird
die Bedeutsamkeit einer theologischen Mitgestaltung der Technologieprozesse
betont, aber zugleich auch dargelegt, wie die Technologien eine Chance für die
Weiterentwicklung ebenfalls der theologischen Anthropologie sein können.
Puzio, Anna: Der berechenbare Mensch im Transhumanismus. Der neurowissenschaftliche Diskurs in der transhumanistischen Anthropologie als philosophisch-theologische Herausforderung.
In: Endres, Eva-Maria/Puzio, Anna/Rutzmoser, Carolin (Hg.): Menschsein in einer technisierten Welt. Interdisziplinäre Perspektiven auf den Menschen im Zeichen der digitalen Transformation. Wiesbaden 2022.