Abstract
Ob im Fitnessstudio, in der Mode oder bei der Ernährung – heute wird
ständig Körperoptimierung betrieben. Durch neue technologische
Entwicklungen wie Neuroimplantate und Brain-Computer-Interfaces
(neurologisches Enhancement) wird die Körperoptimierung auf eine
neue Ebene gehoben. Mittels Pharmazeutika sollen Kognition (kognitives
Enhancement) oder moralische Verhaltensweisen (moralisches
Enhancement) verbessert werden, Prothesen werden in den Körper integriert
und es werden ästhetisch-chirurgische Eingriffe vorgenommen.
2019 wurden insgesamt 983.432 ästhetische Eingriffe in Deutschland
unternommen.1 Im Alltag sind Wearables wie Smartwatches mit ihren
Fitnessprogrammen und vielfältige Smartphone-Apps zur Körperoptimierung
allgegenwärtig. Technologische Körperoptimierung
spielt eine wichtige Rolle im menschlichen Leben und bedarf einer
ethischen Auseinandersetzung. Der Beitrag behandelt die Frage, wie
die gegenwärtigen technologischen Körperoptimierungen ethisch bewertet
werden können und stellt dabei die Autonomie ins Zentrum der
ethischen Überlegungen. Inwiefern kann die Entscheidung für eine
Körperoptimierung autonom getroffen werden? Welche ethischen Aspekte
spielen eine Rolle und wie wirken sich die Optimierungen auf das
Selbstverständnis des Individuums aus?
Die Fülle an Optimierungsmaßnahmen macht es notwendig, in Kap.
1 zunächst in den Begriff, die Formen und Ziele der Körperoptimierung
einzuführen und Differenzierungen vorzunehmen. In Kap. 2 wird
die Autonomie in den Fokus gerückt und mit Rückgriff auf Foucaults
Konzepte der „Bio-Macht“ und „Technologien des Selbst“ untersucht,
wie die Optimierungsentscheidungen zwischen individueller Selbstbestimmung
und gesellschaftlicher Fremdbestimmung verortet werden
können. Daran anknüpfend wird in Kap. 3 nach einer ethischen Bewertung
der Optimierungsmaßnahmen gefragt. Der Aufsatz sucht nach einer
ethischen Einordnung der Körperoptimierungen und gelangt letztlich
zu wichtigen Erkenntnissen über den Zusammenhang von Identität/
Körper, Gesellschaft und Technik. Kap. 4 führt dazu die These aus,
dass Technik mithervorbringt, was Körper bedeutet und zeigt auf, wie
Technologien auf diese Weise eine Chance sein können, das Menschenund
Körperverständnis neu und inklusiv auszuhandeln. Aus den Untersuchungsergebnissen
werden letztlich in Kap. 5 Schlüsse für die Theologie
abgeleitet und Wege dargestellt, wie die Theologie einen Beitrag
zu den Optimierungen leisten kann. Abschließend wird in Kapitel 6 ein
Fazit gezogen und ein Ausblick für die zukünftige ethische Forschung
eröffnet.