Abstract
Die progressive Besteuerung von Einkommen und Vermögen ist ein politisch viel diskutiertes, aber sozialethisch wenig reflektiertes Thema. In diesem Beitrag wird dargelegt, wie progressive Steuern auf Einkommen und Vermögen in einem Wohlfahrtsstaat aus Perspektive der sozialen Gerechtigkeit, wie sie von David Miller konzipiert wird, gerechtfertigt werden können. Um das Argument so einfach wie möglich zu gestalten, orientiert sich die Fragestellung dabei an der notwendigen Funktion der Bekämpfung von Armut, derer sich Wohlfahrtsstaaten als einer Forderung der sozialen Gerechtigkeit zu verpflichten haben. Progressive Steuern auf Einkommen und Vermögen sind somit genau dann und in genau jener Höhe gerechtfertigt, als sie zur Bekämpfung von Armut notwendig sind. Darüber hinaus kann gezeigt werden, dass die progressive Besteuerung von Einkommen und Vermögen einfach und effizient dieses Ziel erreichen kann, da sie, anders als Massensteuern oder die einheitliche Besteuerung von Einkommen und Vermögen, nicht wohlfahrtsstaatlich ausgeglichen werden müssen.