Abstract
Dieser Beitrag nimmt als Ausganspunkt die gegenwärtige kontroverse Debatte um den adäquaten Erklärungsansatz in der Kognitionswissenschaft, und zwar zwischen Enaktivisten einerseits und Repräsentationalisten andererseits. Beispielhaft wurde aufgezeigt, dass in Bezug auf die soziale Kognition der enaktivistische Ansatz eine Voraussetzung machen muss, die er mit seinen eigenen Mitteln nicht einzufangen in der Lage ist. Denn der Versuch, das Verstehen des Anderen durch gemeinsame Sinnstiftung der Akteure innerhalb ihrer sozialen Interaktion zu erklären, gerät in einen Zirkel, da nicht erklärt wird, wie die Kopplung und damit der Prozess der sozialen Interaktion allererst zustande kommen kann. Als Lösung dieses Problems wird eine repräsentationalistische Analyse der vorausgesetzten Fähigkeit, andere als potentielle Kooperationspartner anzusehen, entwickelt, und zwar mit den Mitteln von Millikans Teleosemantik. Diese Theorie aus dem Kontext der Debatte um die Naturalisierung mentaler Repräsentationen liefert mit den PP Repräsentationen den adäquaten Begriff, um sowohl verkörperte, handlungsorientierte Repräsentationen zur Analyse von Affordanzen, als auch verkörperte interaktionsorientierte Repräsentationen zur Analyse sozialer Affordanzen zu entwickeln. Dies erlaubt die Annahme einer zentralen Funktion für die soziale Wahrnehmung, die den blinden Fleck des enaktivistischen Ansatzes ausfüllen kann. Zugleich demonstriert diese Analyse der sozialen Wahrnehmung die explanatorische Überlegenheit (minimal) repräsentationalistischer Erklärungen gegenüber rein enaktivistischen Alternativen.