In Ferrari Cleophea & Dagmar Kiesel (eds.),
Willensfreiheit. Frankfurt a.M.: Klostermann. pp. 221-258 (
2019)
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Abstract
Freiwilligkeit, personale Identität (im Sinne eines harmonisch verfassten und stabilen Selbst) und epistemische Gewissheit sind bei den meisten antiken Philosophieschulen untrennbar miteinander verbunden und garantieren im Rahmen einer als Lebenskunst verstandenen Philosophie das Glück. Im Anlehnung an Überlegungen bei Aristoteles und dem zeitgenössischen Philosophen Peter Bieri analysieren wir, wie Entscheidungen, die zum Zeitpunkt ihres Treffens als bedingt frei und selbstbestimmt wahrgenommen wurden, im Nachhinein vom Han-delnden aufgrund des damals fehlenden Wissens über die Handlungsumstände als unfrei wahrgenommen werden und zu Erfahrungen der Selbstentfremdung führen können. Anknüpfend an Pamela Hieronymis Unterscheidung zwischen zwei Formen der Ausübung mentaler Freiheit zeigen wir anhand von fiktiven Fallbeispielen, wie die Protagonisten trotz epistemischer Ungewissheit zur Autorität über ihren Geist sowie zu einer funktionalen Selbstbeziehung zurückfinden können, und stellen dies in den Kontext einer zeitgenössischen Philosophie als Lebenskunst.