Abstract
Ausgehend vom Vorwurf des Relativismus, der in der frühen Rezeption Nietzsches gegen ihn erhoben worden ist, untersuche ich seinen Begriff der Erkenntnis. Dabei geht es mir darum zu zeigen, dass Nietzsches Bezugnahme auf das Leben erkenntnistheoretische Bedeutung hat und gegen naheliegende systematische Einwände verteidigt werden kann. Während Nietzsche Wahrheit und Nützlichkeit eines Urteils voneinander trennt, folgt aus der Ausrichtung auf dessen pragmatischen Wert kein erkenntnistheoretischer Nihilismus. Zudem stellt das Prinzip des Lebens eine objektive Autorität dar, die eine Pluralität von Perspektiven ermöglicht. Die damit gesetzte Normativität beruht nicht, wie oft angenommen, auf einem naturalistischen Fehlschluss und sie ist auch nicht in sich widersprüchlich.