Abstract
Dieser Aufsatz widmet sich dem Begriff "Männlichkeit". Die Klärung des Begriffes soll mithilfe dreier philosophischer Strategien unternommen werden. Erstens werde ich zwei philosophische Modelle von Männlichkeit einander gegenüberstellen. Harvey C. Mansfields Theorie soll mithilfe von Pierre Bourdieus Konzept der männlichen Herrschaft kritisiert werden. Während Mansfield eine verbreitete Auffassung von Männlichkeit vertritt, die diese mit Assertivität, Mut und Adel verbindet, bietet Bourdieu uns ein gutes Instrumentarium dafür, versteckte Strukturen der männlichen Ordnung hinter diesem Bild zu entdecken. Zweitens wird diese Kritik mit Bourdieu durch einen phänomenologischen Hintergrund motiviert. Dabei werde ich sowohl die phänomenologischen Wurzeln von Bourdieus Denken als auch die Möglichkeit der phänomenologischen Weiterführung seiner Ideen berücksichtigen. Besondere Aufmerksamkeit wird den Übereinstimmungen von Bourdieu und Max Scheler gewidmet. Schließlich werde ich den Vorschlag machen, „Männlichkeit“ als einen offenen Begriff zu verstehen, der historisch, sozial und kulturell wandelbar ist. Die Idee des offenen Begriffs bietet eine Alternative zu essenzialistischen Definitionen anhand notwendiger und hinreichenden Kriterien, lässt genügend Freiraum, um die Interdependenz zwischen gesellschaftlichem Wandel und un-seren Männlichkeitskonstruktionen zu berücksichtigen