Abstract
Es ist wahr, die frühe Neuzeit hatte nur einen Descartes. Aber sie hatte hunderte schreibende Gelehrte. Auch solche, die Descartes und allen anderen zeigten, wer was wo schon geschrieben hatte. Solche Universal-Gelehrten dachten an den einzelnen Schreiber, sie halfen ihm absichtlich nicht, die Quellen zu verbergen, sondern sie zu finden. Keine Träumereien an französischen oder schwäbischen Kaminen, sondern effiziente Arbeit am Jesuitenkolleg waren Ziel und Inhalt z.B. der Bibliotheca selecta , in der Antonio Possevino SJ das Bildungsprogramm der Jesuiten mit einem Literaturkanon und allgemeinen Erörterungen zur Bildung und Ausbildung versah. Dieses Handbuch stellt, entgegen gewissen Anzeichen, kein System der Wissenschaften dar, sondern konstruiert deren Gemeinsamkeit mittels der direkten Zwecksetzung zum Seelenheil der Menschen, woraus einerseits die Notwendigkeit einer Psychologie des Lernens, andererseits eine größere Unabhängigkeit der Wissenschaften von einander resultiert. Mit seiner Mischung von humanistischer Gelehrsamkeit, frommer Finalität, Kultur des Individuums und allgemeiner Nützlichkeit ist die Bibliotheca selecta ein Schnittpunkt von Humanismus und Schulweisheit.