Es gibt synthetische Urteile apriori! Plädoyer für absolute Apriorität

In Volker Gerhardt, Rolf-Peter Horstmann & Ralph Schumacher (eds.), Kant und die Berliner Aufklärung. Akten des IX. Internationalen Kant-Kongresses. Band V: Sektionen XV bis XVIII. Walter de Gruyter. pp. 564-572 (2001)
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Abstract

Angesichts der modernen Wissenschaftsentwicklung schlägt Michael Friedman vor, Kants Begriff vom apriorischen Urteil zu relativieren. Ein apriorischer Satz muss laut Friedman nicht ein für allemal und mit Notwendigkeit apriori gelten; vielmehr gilt ein Satz apriori relativ zu der Theorie, deren Möglichkeitsbedingung er ausspricht. Meiner Ansicht nach geht diese Liberalisierung des kantischen Programms zu weit. Wir sollten uns nicht mit bloß relativ apriori gültigen Sätzen abspeisen lassen. Ich gehe über Friedmans Vorschlag hinaus, indem ich einem Satz absolute Apriorität zuspreche, wenn er relativ zu jeder Theorie apriori gilt. Es gibt mindestens drei Beispiele für absolut apriorische Sätze: (1) Nicht alle Sätze sind zugleich wahr und falsch. (2) Nicht alle Veränderungen ereignen sich rein zufällig. (3) Es gibt einen physikalischen Raum. Beispiele (2) und (3) sind überraschenderweise synthetische Urteile apriori.

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Olaf L. Müller
Humboldt University, Berlin

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2022-04-25

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