Innen und außen: zwei Perspektiven auf analytische Sätze

Philosophia Naturalis 45 (1):5-35 (2008)
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Abstract

Man kann die Unterscheidung zwischen synthetischen und analytischen Sätzen aus zwei Perspektiven betrachten – von innen oder von außen: mit Blick auf die eigene Sprache oder mit Blick auf die Sprache anderer. Wer die Außenperspektive einnimmt, sucht eine Antwort auf die deskriptive Frage, welche Sätze einer fremden Sprache als analytisch zu klassifizieren sind. Wer die Innenperspektive einnimmt, sucht dagegen eine Antwort auf folgende normative Frage: Welche Sätze darf ich nicht preisgeben oder zurückweisen – wenn ich keinen Unfug reden will? Die beiden Blickwinkel schließen einander nicht aus; sie ergänzen sich und unterstützen einander. In seinem Aufsatz „Two dogmas of empiricism“ kritisiert Quine die Unterscheidung zwischen synthetischen und analytischen Sätzen aus der Innenperspektive; in seinem Buch Word and object wiederholt er dieselbe Kritik aus der Außenperspektive. In beiden Fällen richtet sich seine Kritik gegen die Ziele des frühen Carnap (der sämtliche Ausdrücke der Wissenschaftssprache mithilfe analytisch wahrer Definitionen verständlich machen wollte). Ich trete beiden Fassungen dieser Kritik entgegen und schlage zwei Definitionen des Begriffs vom analytischen Satz vor, die Quines Kritik entgehen: eine Definition aus der Außen- und eine aus der Innenperspektive. Zum Abschluss führe ich in einer leicht spekulativen Betrachtung vor, wie man bloßen Begriffswandel vom Wandel der inhaltlichen Überzeugungen trennen könnte – und zwar sogar im Fall wissenschaftlicher Revolutionen.

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Olaf L. Müller
Humboldt University, Berlin

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2013-12-29

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