Abstract
Man kann die Unterscheidung zwischen synthetischen und analytischen Sätzen
aus zwei Perspektiven betrachten – von innen oder von außen: mit Blick auf die
eigene Sprache oder mit Blick auf die Sprache anderer. Wer die Außenperspektive
einnimmt, sucht eine Antwort auf die deskriptive Frage, welche Sätze einer
fremden Sprache als analytisch zu klassifizieren sind. Wer die Innenperspektive
einnimmt, sucht dagegen eine Antwort auf folgende normative Frage: Welche
Sätze darf ich nicht preisgeben oder zurückweisen – wenn ich keinen Unfug
reden will? Die beiden Blickwinkel schließen einander nicht aus; sie ergänzen
sich und unterstützen einander. In seinem Aufsatz „Two dogmas of empiricism“
kritisiert Quine die Unterscheidung zwischen synthetischen und analytischen
Sätzen aus der Innenperspektive; in seinem Buch Word and object wiederholt
er dieselbe Kritik aus der Außenperspektive. In beiden Fällen richtet
sich seine Kritik gegen die Ziele des frühen Carnap (der sämtliche Ausdrücke
der Wissenschaftssprache mithilfe analytisch wahrer Definitionen verständlich
machen wollte). Ich trete beiden Fassungen dieser Kritik entgegen und schlage
zwei Definitionen des Begriffs vom analytischen Satz vor, die Quines Kritik
entgehen: eine Definition aus der Außen- und eine aus der Innenperspektive.
Zum Abschluss führe ich in einer leicht spekulativen Betrachtung vor, wie man
bloßen Begriffswandel vom Wandel der inhaltlichen Überzeugungen trennen
könnte – und zwar sogar im Fall wissenschaftlicher Revolutionen.