Abstract
Bis heute wird Russells Philosophie nicht selten der Vorwurf gemacht, es fehle ihr an Kohärenz und Zusammenhang. Russell wird als ein Autor charakterisiert, der alle paar Jahre eine neue alternative Philosophie vorgeschlagen habe. In der vorliegenden Arbeit soll dagegen argumentiert werden, daß diese These auf einer zu oberflächlichen Ein–schätzung von Russells Denken beruht. Seine Philosophie verfügte sehr wohl über eine Einheit, die durch ihre charakteristische einheitsstiftende Methode vermittelt wurde. Dies war die Methode der logischen Analyse, die sich als Invariante in allen Phasen seines Denkens durchhielt. Die logische Analyse erlaubte es, die in gegebenen Sach–verhalten enthaltenen Möglichkeiten zu explizieren. Philosophie wurde damit für Russell zu einer “Möglichkeitswissenschaft”.