Abstract
Alexius von Meinong hat eine eigene Philosophie der Emotionen entwi-ckelt, die mit Blick auf die heutige Debatte über Gefühle höchst aktuell erscheint. Laut Meinong zeichnen sich die Emotionen durch drei Merkma-le aus: Sie sind leibliche Erfahrungen der Lust oder Unlust; sie gründen in kognitiven Akten wie Wahrnehmungen, Phantasien, Urteilen und Annah-men; und sie intendieren Werte. In diesem Aufsatz wird eine systematische Untersuchung von Meinongs Philosophie der Gefühle sowie von ihrem Einfluss auf die Grazer Schule und ihrer Bedeutung für die aktuelle Debat-te unternommen. Schwerpunkte der Arbeit ist erstens die Verbindung zwi-schen Emotionen und Werten, die stark von den unterschiedlichen Wert-konzeptionen, die Meinong im Laufe seines Werkes vertreten hat, abhän-gig ist. Zweitens geht es um die exemplarische Untersuchung von zwei Ge-fühlsarten, die für den heutige Diskussion von besonderer Bedeutung sind, nämlich Urteilsgefühlen und Phantasiegefühlen.