Abstract
Krisen, heißt es manchmal, erfordern klare Ansagen: Bei Behauptungen wissen wir, woran wir sind. Vermutungen hingegen sind unklar und stehen der Übernahme von Verantwortung entgegen. In diesem Essay wird mit den Mitteln der Sprachphilosophie gezeigt, dass vermutende Sprechakte für die Krisenkommunikation in der Corona-Pandemie richtig und wichtig sind. Weder sind Vermutungen anfälliger für Unklarheit als andere Sprechakte noch sind sie besser dazu geeignet, Verantwortung abzuweisen. Im Gegenteil: In einer Situation, die durch Unsicherheit geprägt ist, sind Vermutungen besonders wertvoll für das Kommunizieren ungesicherter Hypothesen.