Hannah Arendt und „der Diskurs“ : zum Verhältnis von Macht und Gewalt

Freiburg: FreiDok (2010)
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Abstract

Die Arbeit analysiert die für Hannah Arendts politische Philosophie zentrale Differenzierung von Macht und Gewalt, mit der sie einen Gegenpol zu Denkerinnen und Denkern bildet, die das Wesen der Politik explizit in gewaltsamen Strukturen sehen. Allerdings wird die Abgrenzung politischer Macht von Formen der Gewaltsamkeit in der postmodernen Arendt-Rezeption stark kritisiert. Speziell bei poststrukturalistischen Theorien – etwa bei Chantal Mouffe – wird stattdessen betont, das Zusammenschließen zu einer Gruppe und einem konsensfähigen ‚Wir‘ komme nie ohne ein Moment an gewaltsamen diskursiven Ausschlüssen und Marginalisierungen aus. Arendts begriffliche Unterscheidung von Macht und Gewalt könne daher nicht aufrechterhalten werden. Vor der Folie von Mouffes (gegen-)hegemonialem Antagonismus wird herausgearbeitet, inwiefern Arendts Philosophie durch ihren Fokus auf dem Neu-Beginnen die diskursiven Bedingungen, unter denen Handeln sich vollzieht, tatsächlich nur undeutlich in den Blick nehmen kann. Gleichzeitig wird aber auch gezeigt, dass ihre Konzepte der Welt, des Zuschauers und des Handelns im Sinne von gerere bzw. πράττειν durchaus reichhaltige Anknüpfungspunkte bieten für die Berücksichtigung gewaltsamer diskursiver Strukturen – und zwar ohne die für ihr Denken so charakteristische Unterscheidung von Macht und Gewalt aufgeben zu müssen.

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Sebastian Weydner-Volkmann
Ruhr-Universität Bochum

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2021-08-03

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