Wenn man behauptet, Wolff sei Rationalist, will man im allgemeinen zum Ausdruck bringen, daß er nur auf die apriorische Deduktion baut. Freilich räumt er der Vernunft einen Vorrang in der Konstitution des Wissens ein. Aber er betont, daß die Vernunft nur tätig werden könne, wenn sie sich auf die Daten der Erfahrung stütze, und er fügt hinzu, die Erfahrungsdaten bildeten sowohl den Ausgangspunkt für die rationale Erklärung als auch das Mittel für die Bestätigung der Folgerung. Unter diesem Gesichtspunkt ist folglich (...) Wolffs Rationalismus ein eingeschränkter. Wenn man jedoch in Betracht zieht, daß Wolff die Vernunft beim Erwerb der intellektuellen Erkenntnis fast ausschließlich eine Rolle spielen läßt, kann man im Gegensatz zum Vorhergehenden die These vertreten, er sei sehr rationalistisch eingestellt. Denn der Gegenstand dieser Erkenntnis wird fast vollständig konstituiert durch Gattungsund Artbegriffe, zu welchen man nur mit Hilfe des Denkens gelangen kann. (shrink)

This chapter discusses the relation between Christian Wolff's philosophy and the methodological views of early modern experimental philosophers. The chapter argues for three claims. First, Wolff's system relies on experience at every step and his views on experiments, observations, hypotheses, and the a priori are in line with those of experimental philosophers. Second, the study of Wolff's views demonstrates the influence of experimental philosophy in early eighteenth-century Germany. Third, references to Wolff's empiricism and rationalism are best identified or replaced with (...) references to his endorsement of the tenets of experimental philosophers and of a mathematical demonstrative method. (shrink)