Der christliche Gnostizismus in der Metaphysik Sebastian Francks

Abstract

Die Sebastian Franck-Forschung hat sich bisher recht ausführlich mit den Themen "Sebastian Franck als Historiker" oder "Sebastian Franck als Kritiker der Theologie" beschäftigt. Weniger Aufmerksamkeit bekam bisher der Gnostizismus im Denken des radikalen Reformers. Seit der Jahrtausendwende ist allerdings ein stärkeres Interesse an einer bestimmten Strömung des Gnostizismus zu erkennen, nämlich der Hermetik. Es gab einige Arbeiten, die den Einfluss von Hermes Trismegistos bzw. der hermetischen Schriften auf Franck aufzeigen konnten. Dieser Aufsatz geht der Frage des Einflusses des christlichen Gnostizismus auf die Metaphysik von Franck nach. Die Ergebnisse zeigen, dass speziell Basilides und Valentinus einen starken Einfluss auf Franck hatten, der bisher nicht gesehen wurde. Eine große Bedeutung kommt dabei der gnostischen Soteriologie zu. Genauso wie Basilides und Valentinus nimmt Franck die platonische Dreiteilung der Seele in Geist, Seele und Körper an. Der Geist ist göttlich und ist weder entstanden noch kann er vergehen. Diesen Geist oder Christus findet man im Inneren von allen Kreaturen. Durch die Erkenntnis des Geistes oder Christus im Menschen, (=Gnosis) kann sich der Mensch von der Welt befreien. Ebenfalls christlich-gnostisch inspiriert ist der Gottesbegriff und die Lehre von Christus. Franck´s Christologie ist stark von der Nous-Christologie von Basilides beeinflußt, wobei er nicht exakt dem gleichen Doketismus folgt wie Basilides. Dass die Welt vom Demiurgen und nicht von Gott erschaffen wurde, wie Valentinus glaubt, sagt Franck nicht explizit. Franck glaubt aber der Teufel (Demiurg oder böser Engel) habe den Tod und damit die Seele erschaffen, während der unsterbliche Geist des Menschen nicht erschaffen wurde.

Author's Profile

Gerhard Lechner
University of Vienna (PhD)

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2020-09-30

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