Abstract
Die Psychologie hat sich im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts langsam zu einer autonomen Disziplin entwickelt. Im Unterschied zu den anderen Figuren in dieser Entwicklung, Johann Friedrich Herbart, Ernst Heinrich Weber und Gustav Theodor Fechner, hat Lotze in seiner Medicinische Psychologie (1852) von Anfang an die neue Disziplin, die Psychologie, konsequent in enger Verbindung mit der Philosophie entwickelt. Damit hat er die Hoffnung gebremst, die Psychologie völlig experimentellen Untersuchungen zu überlassen, die um diese Zeit schon viele gepflegt haben. Lotze scheute sich jedoch, diese Disziplin „philosophische Psychologie“ zu benennen. Sie war für ihn nur physiologische Psychologie, herausarbeitet mit Hilfe der Philosophie. Sie stellt nur Tatsachen fest, untersucht wie Körper und Seele sich zueinander verhalten und dies nicht nur empirisch, sondern auch „metaphysisch“.