Abstract
Nach einer kurzen Erinnerung an einige von Keplers Hauptwerken, in denen traditionelle und moderne Elemente eingehen (Abschnitt 1), wird zwei Beispielen die Differenz zwischen diesen beiden Elementen näher untersucht. Das erste Beispiel, Keplers Naturbegriff, dient zur Diskussion der Kritik qualitativer Unterscheidungen.
Hierbei stehen Keplers Verhältnis zur aristotelischen Naturauffassung und die Relevanz dieser Relation für die moderne Wissenschaftsauffassung im Mittelpunkt (Abschnitt 2). Das andere Beispiel befasst sich mit dem absoluten Wahrheitsanspruch von Keplers Wissenschaft und rückt damit exemplarisch eine Differenz zur modernen Wissenschaftsauffassung in den Vordergrund (Abschnitt 3). Anschließend werden umfassender traditionelle Elemente der frühneuzeitlichen Wissenschaft, wie sie Kepler vertrat, dem
modernen Wissenschaftsverständnis gegenübergestellt. Nachdem damit die Entfernung Keplers zur Gegenwart gleichsam maximiert ist, wende ich mich den Wissenschaftsauffassungen von Wolfgang Pauli und Werner Heisenberg zu, die in bemerkenswerter Nähe zu Keplers vormodernen Ansichten stehen und doch ganz im Kontext der Moderne entwickelt wurden (Abschnitt 4). Obwohl also in jüngster Zeit ganz differente Einstellungen zu Keplers Verhältnis zur modernen Wissenschaft vertreten wurden, lässt sich doch eine Tendenz zur Abstandsvergrößerung in dieser Relation ausmachen (Abschnitt 5).