Abstract
Was hat der Staat mit sexueller Orientierung zu tun? Eine ganze Menge, meint Gundula Ludwig, denn durch staatliche Macht in Form von „heteronormativer Hegemonie“ würden wir zu Subjekten gemacht – und zwar ‚normalerweise‘ zu männlichen bzw. weiblichen und heterosexuellen. Dabei betont Ludwig die Gegenseitigkeit des Verhältnisses von Staat und
Geschlecht: Nicht nur wirke staatliche Macht konstitutiv und vergeschlechtlichend auf Subjekte, sondern der Staat selbst werde im „Prozess der vergeschlechtlichen Subjektkonstitution erst hervorgebracht“. Deshalb seien weder der Staat noch Heterosexualität natürlich gegeben, sondern ihre Konstruktion sei eine Regierungstechnologie, und nicht zu trennen vom ökonomischen (Neo-)Liberalismus. Mit ihrem Buch möchte die Autorin eine Leerstelle in der Forschung füllen: Einerseits sei die Staatstheorie geschlechtsblind, andererseits ließen queer-feministische Arbeiten zur Konstruktion von Geschlecht den Staat aus. Ludwig verspricht eine poststrukturalistisch antiessentialistische Theorie, die beides beobachten kann und so den Zusammenhang von Staat und Geschlecht erklärt.