Abstract
In der Schlickvorlesung ("Warte, bis Du stirbst") habe ich im Detail
Geschichten erzählt, die jemand erleben müsste, um sein Weiterleben nach dem Tod zu
verifizieren. Diese Geschichten hatten eine dualistische Stoßrichtung, lieferten aber kein
Argument zugunsten des Dualismus, kein Argument zugunsten der Möglichkeit, dass unsere
Seele auch ohne Körper weiterlebt. Niko Strobach hat implizite Argumente aus der
Schlickvorlesung herausgelesen und kritisiert. In meiner Reaktion auf diese Kritik spreche ich
mich für eine epistemische Lesart der dualistischen Möglichkeit aus; ob der Dualismus
metaphysisch möglich ist, finde ich irrelevant. Zudem verteidige ich das von mir benutzte –
im weitesten Sinne empiristische – Sinnkriterium; ich biete eine narrative und eine
cineastische Version des Kriteriums an: Ein Satz hat guten Sinn, wenn sich eine konkrete
Geschichte denkbarer Wahrnehmungserlebnisse erzählen bzw. verfilmen lässt, denen der
Erlebende Evidenzen für oder gegen den Satz entnehmen kann. Da die Geschichten von der
Auferstehung des Fleisches, die Niko Strobach der christlichen Tradition entnimmt,
heutzutage narrativ suboptimal sind, bleibe ich bei der These aus der Schlickvorlesung: Die
Frage des Weiterlebens nach dem Tod hat guten Sinn, und um das nachzuweisen, eignen sich
am besten dualistische Geschichten.