Abstract
Dass Kunst Sinnliches zu vergeistigen und Geistiges zu versinnlichen vermag, macht ihren Wesenskern und zugleich Rätselcharakter aus. Dass dieses Rätsel immer erneut als unaufgelöst erscheint, bedeutet auch, dass eine fortdauernde Irritation von Kunst ausgeht. Das Bestürzende der Kunst ist dies, dass sie den scheinbar unversöhnlichen Gegensatz des Geistigen und Sinnlichen zugleich als versöhnt erscheinen lässt: als Ver-Sinnlichung von Ideellem. Hegels These, dass die Kunst, eben durch diese Bindung an Sinnliches, 'ihrer eigentlichen Bestimmung nach für uns ein Vergangenes' sei, erscheint so gesehen problematisch. Hat die geistesgeschichtliche Entwicklung die Kunst ihrer Irrelevanz überführt im Vergleich mit den nach Hegel höheren Formen des Geistigen, der Religion und der Philosophie? Entscheidend ist die Bewertung des sinnlichen Elements – dies näher zu klären wird hier in der Konfrontation der Hegelschen These mit den Kunstdeutungen Heideggers und Adornos unternommen.