Krieg der Gendersterne

Berlin, Deutschland: Frank & Timme GmbH (2022)
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Abstract

Die Debatte über das Für und Wider gendergerechter Sprache ist in vollem Gange. Die Fronten sind jedoch längst verhärtet. Falsch ist nicht die Absicht, patriarchale Strukturen der bestehenden Gesellschaft zu beseitigen. Das Feld der Sprache aber ist dafür gänzlich ungeeignet. Ulrich Thomas Wolfstädter arbeitet die Gründe für den verbreiteten Glauben heraus, dass das Genus der Wörter grundlegend etwas mit dem bio­logischen Geschlecht zu tun habe. Wolfstädter zeigt damit, dass die feministische Sprachkritik des nur Mitgemeint-Seins übersieht, dass in der Grammatik und der Ursprünglichkeit der Sprache überhaupt gar keine geschlecht­lichen Identitäten gemeint sind - also auch die Männer nicht! In diesem Lichte widerlegt der Autor nicht nur das sogenannte Genus-Sexus-Prinzip, er spricht auch Klartext und beleuchtet den blinden Fleck, den wirkursächlichen Grund und die Ursache für die schriller werdenden Bestrebungen, die Geschlechtsidentitäten mit Gendersternchen und Co. sichtbar zu machen. Wir schämen uns für das naturalistische Korrelat der zugesprochen Geschlechtsidentitäten: Vulva und Penis. Das erklärt, warum mit einer geradezu aggressiven Sexifizierung der Sprache eine erstaunliche Prüderie einhergeht. Wolfstädters Ansatz greift das Problem an seiner Wurzel: Nur mit einem ungezwungeneren Umgang mit unserer natürlichen Körperlichkeit lässt sich eine umfassende Emanzipation und die Gleichbehandlung aller Menschen in Unabhängigkeit ihres zugesprochenen Geschlechts erreichen. Im Zuge der Herausarbeitung dieses Unterfangens werden in Wolfstädters Schrift auch wenig beachtete, aber entscheidende Zusammenhänge von Sprache und Kultur beleuchtet: "Die gendergerechte Sprache knüpft also an derselben kultürlich geprägten Kontingenz an, wie sie dem (strukturellen) Rassismus zugrunde liegt. Denn auf die Formel gebracht lässt sich erkennen: ohne Sexus kein Gender, ohne Genus kein Race." (Krieg der Gendersterne, S. 77) Allein dieser Befund ist es allemal wert, dass die Erkenntnisse dieser doch recht anspruchsvollen Schrift in den öffentlichen Diskurs getragen werden. Die Folge wäre wohl die Renaissance eines wirklich bedeutsamen Sprechens, das die Ziele des Feminismus tatsächlich in unsere Gesellschaft und Kultur implementiert.

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