Abstract
Als eine von tausenden von Arten, welche im Zuge der Evolution nach dem darwinschen Prinzip von Variation und natürlicher Selektion entstanden sind, ist der Mensch ein Teil der Natur. Eine Besonderheit scheint ihn allerdings von allen anderen Systemen der Natur abzuheben: Er besitzt die Fähigkeit, Dinge zu erzeugen, die ihrerseits nicht mehr Teil der Natur sind. Denn Objekte wie Werkzeuge, Gebäude, Musikinstrumente oder Bücher sind zwar Teil der physischen Welt, sie gehören aber nur schon deshalb nicht zur Natur, weil sie künstlich hergestellt und damit, dem allgemeinen Sprachgebrauch folgend, das Gegenteil von natürlich sind. Doch warum bleibt eigentlich die Fähigkeit, Kunstobjekte herzustellen, dem Menschen vorbehalten? Die Antwort auf diese Frage hängt eng mit derjenigen nach dem Unterschied zwischen menschlichem Handeln und rein physikalischen Vorgängen einerseits, sowie tierischem Verhalten andererseits zusammen. Antworten auf die Frage werden im vorliegenden Beitrag im Kontext der Evolutionsgeschichte gesucht, angefangen bei der Entwicklung einfacher Formen phänomenalen Bewusstseins lange vor der Entstehung des Menschen, und endend bei der von den außerordentlichen kommunikativen und kognitiven Leistungen des Menschen, kurz gesagt von seiner Sprache und seinem Geist geprägten Geschichte von Kultur und Technik. Mitbetrachtet wird dabei ein wichtiger Aspekt, der oft falsch eingeschätzt wird und für den Menschen wenig schmeichelhaft ist: Die Schattenseite seiner Rolle als Erschaffer von Kunst und Technik ist diejenige als Zerstörer der Natur. Entgegen einer verbreiteten Ansicht ist dem Menschen diese Rolle in gewisser Weise in die Wiege gelegt, in vollkommenem Einklang mit der Natur hat er nie gelebt. Die schwerwiegenden Probleme, die mit der Naturzerstörung verbunden sind, sind uns allerdings erst im Laufe des letzten Jahrhunderts schmerzlich bewusst geworden, was den modernen Menschen dazu zwingt, noch eine weitere Rolle zu übernehmen: Diejenige des Beschützers des natürlich Gewachsenen vor sich selbst.