Abstract
Diese Sammelrezension sondiert philosophische Perspektiven auf politische Affektivität. Judith Mohrmann knüpft in Affekt und Revolution an Arendt und Kant an, um ein »theatrales« Modell der wechselseitigen Bestimmung von Affekt und Politik zu skizzieren. Martha Nussbaum ergänzt in Politische Emotionen ihren politischen Liberalismus mit einem Verständnis öffentlich inszenierter Emotionen, die zur Akzeptanz der Werte liberaldemokratischer Gemeinwesen beitragen sollen. Eine andere Richtung schlagen Brian Massumi (Politics of Affect) und John Protevi (Political Affect) ein, wenn sie im Anschluss an Spinoza und Deleuze die politischen Potenziale transindividueller affektiver Dynamiken ausloten. In dieser Perspektive sind Affekte politisch, weil sie politische Subjekte hervorbringen und deren Einstellungen, Wahrnehmungen und Gewohnheiten prägen. Im letzten Abschnitt wird eine Programmatik philosophischer Affekt- und Emotionsforschung in politischer Orientierung umrissen.