Zwischen klassischer und moderner Wissenschaftstheorie: Hermann von Helmholtz und Karl R. Popper, erkenntnistheoretisch verglichen

Deutsche Zeitschrift für Philosophie 43 (5):845—859 (1995)
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Abstract

Mit seinem Einfluß auf die Entwicklung der Physiologie, Physik und Geometrie ist Hermann von Helmholtz wie kaum ein anderer Wissenschaftler der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts repräsentativ für die Naturforschung in Deutschland. Nicht weniger repräsentativ nimmt sich die Entwicklung seiner Wissenschaftsauffassung aus. Während er bis in die späten 60er Jahre einen emphatischen Wahrheitsanspruch der Wissenschaft vertrat, begann er in der nachfolgenden Zeit, die Geltungsbedingungen der wissenschaftlichen Erkenntnis einer Relativierung zu unterwerfen, die zusammenfassend als Hypothetisierung bezeichnet werden kann. Helmholtz entwickelte damit schon im vergangenen Jahrhundert Ansätze einer Wissenschaftsauffassung , die in erstaunlichem Umfang in die Richtung der Moderne weisen. Wie nah er späteren Wissenschaftsauffassungen bereits gekommen ist, kann ein Vergleich mit Karl R. Poppers Forschungslogik illustrieren. In seiner Forschungslogik ist die Hypothetisierung der wissenschaftlichen Erkenntnis entschieden weiter vorangeschritten als in Heimholtz' Wissenschaftstheorie. Was sich bei Helmholtz erst vage abzuzeichnen beginnt, ist bei ihm bereits explizit formuliertes Programm geworden. Obwohl HeImholtz und Popper in keiner direkten wissenschaftstheoretischen Entwicklungslinie stehen und Popper sich in seinen Schriften auch nur sehr selten und beiläufig auf Helmholtz bezieht, finden sich dennoch überraschende und bisher nicht beachtete Berührungspunkte, die insbesondere dann hervortreten, wenn man Heimholtz' Wissenschaftsauffassung vor dem Hintergrund von Poppers Forschungslogik betrachtet.

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Gregor Schiemann
University of Wuppertal

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2013-07-16

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