Many prominent scientists have pointed out that philosophy is of no benefit to science. Stephen Hawking asserts: Philosophy is dead! Sciences use conceptions like natural laws, matter, nature, theories, etc. But science is also confronted with questions such as: “What is a natural law?” “What is nature?” “What is matter?” and “What is a scientific theory?” These (metatheoretical) questions exceed the sphere of competence of science – they are items of the philosophy of science. Philosophy of science is a metatheory (...) of science. The Philosophy of science overlaps epistemology, ontology, and metaphysics by exploring whether scientific results are true, or whether entities like quarks or electrons really exist. More detailed investigations bring various questions into consideration such as: “How do we define the boundaries between different scientific disciplines?” “Is there a relation between the beauty and the truth of a scientific theory?” and “How do we distinguish between science and pseudoscience?” Additionally, the philosophy of science is concerned with ethical problems of modern technology, with the methodological questions, with the reconstruction of the structure and the development of scientific theories, and with revealing of any indoctrination of science. The optimistic conclusion of this paper is: Philosophy is still alive – but the philosopher has to participate in round-table discussions with scientists. We just want philosophers talking to scientists! (shrink)
The paper explores the handling of singular analogy in quantitative inductive logics. It concentrates on two analogical patterns coextensive with the traditional argument from analogy: perfect and imperfect analogy. Each is examined within Carnap’s λ-continuum, Carnap’s and Stegmüller’s λ-η continuum, Carnap’s Basic System, Hintikka’s α-λ continuum, and Hintikka’s and Niiniluoto’s K-dimensional system. Itis argued that these logics handle perfect analogies with ease, and that imperfect analogies, while unmanageable in some logics, are quite manageable in others. The paper concludes with a (...) modification of the K-dimensional system that synthesizes independent proposals by Kuipers and Niiniluoto. (shrink)
Um die menschliche Farbwahrnehmung zu durchleuchten und nach transkulturellen Invarianten oder Variationen zu fahnden, pflegen anglophone Forscher seit Gladstones Pionierstudie aus dem Jahr 1858 zu untersuchen, wie die Farbwörter in den Sprachen anderer Zeiten und Länder funktionieren. Während die beachtlichen Ergebnisse dieser Forschung aus neuerer Zeit sehr wohl ins Schwarze treffen könnten, ist ihre Methode kritisch zu sehen: Bei der Untersuchung fremder Sprachen und Wahrnehmungsweisen erscheint es unstatthaft, eine bestimmte Ordnung des Farbenraumes vorauszusetzen, die auf Newton zurückgeht und selbst in (...) der europäischen Wissenschaft nicht ohne Alternativen ist. (shrink)
Llull and Leibniz both subscribed to conceptual atomism: the belief that the majority of concepts are compounds constructed from a relatively small number of primitive concepts. Llull worked out techniques for finding the logically possible combinations of his primitives, but Leibniz criticized Llull’s execution of these techniques. This article argues that Leibniz was right about things being more complicated than Llull thought but that he was wrong about the details. The paper attempts to correct these details.
This chapter has two objectives. The first is to clarify Aristotle’s view of the first principles of the sciences. The second is to stake out a critical position with respect to this view. The paper sketches an alternative to Aristotle’s intuitionism based in part on the use of quantitative inductive logics.
In this article, we consider music and noise in terms of vibrational and transferable energy as well as from the evolutionary significance of the hearing system of Homo sapiens. Music and sound impinge upon our body and our mind and we can react to both either positively or negatively. Much depends, in this regard, on the frequency spectrum and the level of the sound stimuli, which may sometimes make it possible to set music apart from noise. There are, however, two (...) levels of description: the physical-acoustic description of the sound and the subjective-psychological reactions by the listeners. Starting from a vibrational approach to sound and music, we first investigate how sound may activate the sense of touch and the vestibular system of the inner ear besides the sense of hearing. We then touch upon distinct issues such as the relation between low-frequency sounds and annoyance, the harmful effect of loud sound and noise, the direct effects of overstimulation with sound, the indirect effects of unwanted sounds as related to auditory neurology, and the widespread phenomenon of liking loud sound and music, both from the point of view of behavioral and psychological aspects. (shrink)
»Welche [Zugangsweise] man wählt, hängt weitgehend von der Fragestellung ab und davon, was man eigentlich erreichen möchte. Jede Betrachtung, die sich nur auf den einen Zugang beschränkt, ist einseitig. Es gibt hier ein Spannungsfeld, das es auszuhalten gilt«, so Ulrich Freund in einer Diskussion über das Verhältnis reduktionistischer und holistischer Verfahrensweisen in der Medizin. Während seine Äußerung durchaus von einem gewissen Optimismus geprägt ist, dass die Gegensätze zwischen Reduktionismus und Holismus nicht überbetont werden sollten, verdeckt sie doch ein grundlegendes Problem. (...) Dieses Problem besteht darin, dass es, wenn erst eine Reduktion vollzogen wurde, äußerst schwierig ist, die Ergebnisse der Reduktion wieder zu rekontextualisieren. Die Schwierigkeit besteht darin, die bereichsspezifischen Ergebnisse in ihrer Bedeutung für den umfassenden Kontext, aus dem sie gewonnen wurden, zu interpretieren. (shrink)
Welche alltäglichen Probleme regen zu vertieftem Nachdenken an? Was bietet uns die Philosophie an möglichen Antworten an? Können wir von den Philosophinnen und Philosophen tatsächlich etwas lernen? Und: Ist der Begriff „Alltag“ gar selbst ein Untersuchungsgegenstand der Philosophie?
Welche philosophischen Perspektiven gibt es in Bezug auf Rauschmittel? Das Dossier zeigt die Spannbreite: Ob Substanzen, die unsere Leistung erhöhen, sogar moralisch gefordert sein könnten, warum der Staat den Menschen nicht jeden Rausch verbieten sollte, und ob Süchtige Kriminelle sind.
Welche Zukunft erwartet die Menschheit? Oder müsste man fragen: Welche möglichen Zukünfte liegen im Gestaltungsbereich des Menschen? Was passiert, wenn wir eine superintelligente Maschine erfinden, die uns sogar ermöglicht, der Vergänglichkeit zu entrinnen? Welchen Einfluss haben die Technologien auf die Arbeit oder auf unsere Wahrnehmung der Zeit?
Welche Theorien widersprechen einander? Welcher Autor ist welcher Theorie zuzuordnen? Wo gibt es stillschweigende Kontroversen und Übereinstimmungen? Wo verlaufen die wissenschaftlichen Lager? Die Grundlagen für das Lexikon der Argumente.
Das spezifische Ziel von Argumentationen ist nicht einfach, den Adressaten etwas glauben zu machen - dies wäre bloße Rhetorik , sondern: den Adressaten beim Erkennen der Akzeptabilität (insbesondere der Wahrheit) der These anzuleiten und ihn so zu begründetem Glauben, zu Erkenntnis zu führen. Argumentationen leiten das Erkennen an, indem sie in ihren Argumenten hinreichende Akzeptabilitätsbedingungen der These als erfüllt beurteilen und so den Adressaten implizit auffordern, diese Bedingungen zu überprüfen. Argumentationen sind gültig, wenn sie prinzipiell das Erkennen anleiten können; d. (...) h. wenn die genannten Akzeptabilitätsbedingungen hinreichend sind, wenn sie tatsächlich erfüllt (die Argumente also wahr) sind und wenn es irgendjemanden gibt, der zwar die Akzeptabilität der Argumente, nicht aber die der These erkannt hat. Eine gültige Argumentation ist adäquat, um einen bestimmten Adressaten rational zu überzeugen, wenn dieser u. a. die Akzeptabilität der Argumente, nicht aber die der These erkannt hat. Die in gültigen Argumentationen als erfüllt beurteilten Akzeptabilitätsbedingungen sind Konkretisierungen allgemeiner Erkenntnisprinzipien für die spezifische These, z. B. des deduktiven Erkenntnisprinzips: 'Eine Proposition ist wahr, wenn sie von wahren Propositionen logisch impliziert wird.' oder des erkenntnisgenetischen Erkenntnisprinzips: 'Eine Proposition ist wahr, wenn sie korrekt verifiziert worden ist.' Eine Konkretisierung des deduktiven Prinzips für eine These p wäre z. B.: 'p ist wahr, 1. wenn q und r wahr sind und 2. wenn q und r zusammen p logisch implizieren.' Sind beide Bedingungen erfüllt, so könnte 'q; r; also p.' eine gültige deduktive Argumentation sein. Die verschiedenen Argumentationstypen unterscheiden sich danach, auf welchem Erkenntnisprinzip sie basieren. Das argumentativ angeleitete Erkennen der Akzeptabilität der These funktioniert so: Der Adressat benutzt das von ihm (zumindest implizit) gewußte allgemeine Erkenntnisprinzip als Checkliste, auf der er nach dem Vorbringen der Argumente abhakt, welche Akzeptabilitätsbedingung des Erkenntnisprinzips durch das Zutreffen des Arguments jeweils erfüllt wird. Auf der Basis dieser Funktionsbestimmung werden in der "Praktischen Argumentationstheorie" (erstmalig) präzise Gültigkeitskriterien für Argumentationen allgemein und für mehrere spezielle Argumentationstypen entwickelt, erkenntnistheoretisch begründet und auf komplexe Argumentationsbeispiele aus Philosophie, Wissenschaft, Technik und Kultur angewendet. Die Analyse der erkenntnistheoretischen Grundlagen - der zugrundeliegenden Erkenntnisprinzipien - vor allem der interpretierenden und praktischen Argumentationen ist zudem von erheblicher Bedeutung weit über die Argumentationstheorie hinaus: für die Interpretationstheorie, die Handlungstheorie und die praktische Philosophie. (shrink)
Wie ist es wohl, eine Fledermaus zu sein? Wäre ein rein physikalisches Duplikat von mir nur ein empfindungsloser Zombie? Muss man sich seinem Schicksal ergeben, wenn man sich unfreiwillig als lebensnotwendige Blutwaschanlage eines weltberühmten Violinisten wieder findet? Kann man sich wünschen, der König von China zu sein? Bin ich vielleicht nur ein Gehirn in einem Tank mit Nährflüssigkeit, das die Welt von einer Computersimulation vorgegaukelt bekommt? Worauf beziehen sich die Menschen auf der Zwillingserde mit ihrem Wort 'Wasser', wenn es bei (...) ihnen gar kein H2O gibt? -/- Diese und weitere seltsame Fragen sind das tägliche Brot vieler professioneller Philosophen. Die abstrusen Umstände, die dabei geschildert werden, nennt man "Gedankenexperimente". -/- Was soll die Erörterung dieser Szenarien, die sich so weit von unserem alltäglichen Leben, z.T. außerhalb der Grenzen unserer Wirklichkeit abspielen? Welche Rolle spielen diese "Gedankenexperimente" in der philosophischen Methodologie? Ist diese Rolle überhaupt berechtigt? -/- Das vorliegende Buch gibt Antworten auf diese Fragen. Es stellt sich heraus, dass diese seltsamen Gedankenexperimente nicht nur berechtigte, sondern überaus wichtige Instrumente philosophischen Forschens darstellen. (shrink)
Suppose you can save only one of two groups of people from harm, with one person in one group, and five persons in the other group. Are you obligated to save the greater number? While common sense seems to say ‘yes’, the numbers skeptic says ‘no’. Numbers Skepticism has been partly motivated by the anti-consequentialist thought that the goods, harms and well-being of individual people do not aggregate in any morally significant way. However, even many non-consequentialists think that Numbers Skepticism (...) goes too far in rejecting the claim that you ought to save the greater number. Besides the prima facie implausibility of Numbers Skepticism, Michael Otsuka has developed an intriguing argument against this position. Otsuka argues that Numbers Skepticism, in conjunction with an independently plausible moral principle, leads to inconsistent choices regarding what ought to be done in certain circumstances. This inconsistency in turn provides us with a good reason to reject Numbers Skepticism. Kirsten Meyer offers a notable challenge to Otsuka’s argument. I argue that Meyer’s challenge can be met, and then offer my own reasons for rejecting Otsuka’s argument. In light of these criticisms, I then develop an improved, yet structurally similar argument to Otsuka’s argument. I argue for the slightly different conclusion that the view proposed by John Taurek that ‘the numbers don’t count’ leads to inconsistent choices, which in turn provides us with a good reason to reject Taurek’s position. (shrink)
Das Interesse, welches den Autobiografien aktuell entgegengebracht wird, erlebt zur Zeit eine Renaissance. Der retrospektive Blick auf die eigene Lebensgeschichte bzw. das geschichtliche Verstehen findet sich sowohl in Wilhelm Diltheys als auch in Georg Mischs Theorie der Autobiografie wieder. Der Zweck der Autobiografie, die Person, die sich hinter der Selbstbiografie befindet, zu verstehen, bringt uns zu einer Autobiografin "par excellence", zu Simone de Beauvoir. Durch Persönlichkeiten wie Beauvoir ist es für uns heute möglich, sowohl in ihr Leben als auch in (...) die Epoche, in der sie gelebt und mitgewirkt hat, Einblick zu gewinnen. Was über Simone de Beauvoir in Erfahrung gebracht werden kann, steht in ihren Büchern. So ist die Relevanz ihrer autobiografischen Schriften, sowohl als literarische Meisterwerke als auch als historische Zeugnisse, unumstritten. Beauvoirs Beweggründe ihre Erinnerungen niederzuschreiben, lassen – wie von Dilthey und Misch angedeutet –, deutlich erkennen, dass in der Selbstbiografik "die Selbstbesinnung den Vorrang [hat]". Simone de Beauvoirs Erinnerungsprozess verweist eindeutig auf die Aufgabe, die Wilhelm Dilthey und Georg Misch der Autobiografie erteilen: "So erscheint die Autobiographie sowohl im Hinblick auf ihre Quellen im Selbstbewußtsein des Menschen, als auch in Anbetracht ihrer Leistung, die im Verstehen des Lebens besteht, nicht bloß als eine eigene Literaturgattung, sondern auch als Mittel zur menschlichen Selbsterkenntnis". (shrink)
In den letzten Jahrzehnten sind die Emotionen zu einem der zentralen Themen der Philosophie des Geistes geworden. Erstaunlich ist in diesem Kontext einer neuen Entdeckung der Gefühle, dass die frühen phänomenologischen Beiträge der ersten Schüler Husserls zu dem Thema in Vergessenheit geraten sind. Dabei können die Gefühlskonzeptionen und Analysen emotionaler Phänomene von Pfänder, Voigtländer, Haas, Geiger, Scheler, Stein, Walther, Kolnai, Ortega y Gasset wegen ihrer einzigartigen Präzision und Erfahrungsnähe die heutige Debatte entscheidend bereichern. In diesem Buch wird einerseits die Rekonstruktion (...) einer Theorie der Emotionen unternommen, welche implizit in den Texten der ersten Phänomenologen liegt. Andererseits werden systematische Antworten auf Fragen und Problemstellungen gegeben, welche die aktuelle Diskussion bestimmen. Was sind Emotionen? Inwiefern kann man von emotionaler Realität und Irrealität, Echtheit und Unechtheit sprechen? Kann es Emotionen über Fiktionen geben? Gibt es unterbewusste Emotionen? Welche Rolle spielen leibliche Aspekte? Was bedeutet es, dass Emotionen intentional sind? In welcher Beziehung stehen sie zu den Werten? Dies sind die Leitfragen des Buches. (shrink)
Der Artikel diskutiert Niklas Luhmanns Konzeption von Kommunikation als emergentem Phänomen. Erstens soll gezeigt werden, dass sich Luhmann, entgegen jüngster Einwände, in der Tat als sozialer Emergentist rekonstruieren und als solcher in die aktuelle Debatte um Reduktion und Emergenz des Sozialen einordnen lässt. Zweitens soll dadurch Licht auf die generellen Probleme und Voraussetzungen einer emergentistischen Soziologie geworfen werden. Um diese Ziele zu erreichen, wird zunächst geklärt, welche Positionen sich in der Soziologie grundsätzlich gegenüber stehen und auf welcher Grundlage Luhmann als (...) Emergentist einzuordnen ist. Anschließend soll die Emergenz der Kommunikation als eigenständiges soziales Phänomen erläutert und ins Verhältnis zum Individuum gesetzt werden. Schließlich wird Luhmanns Konzeption mit Hilfe einiger Adäquatheitsbedingungen aus der allgemeinen Wissenschaftsphilosophie als unzureichend kritisiert. Ziel ist dabei auch die Klärung der Bedingungen für eine plausible Emergenztheorie innerhalb der Soziologie. Nach einer abschließenden Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse soll ein Ausblick auf eine aussichtsreiche soziologische Emergenzkonzeption geboten werden. (shrink)
English Abstract: The manuscript describes a new scientific discipline called Octology, which should unify morphogenetic linguistics and neurobiology to investigate the development of the words, cognition and behavior. -/- Russian Abstract: В книге даётся описание научной дисциплины Октологии, призванной объединять морфогенетическую лингвистику и нейробиологию для исследования словообразования, понимания и поведения. -/- German Abstract: Der Begriff Oktologie (Engl. octology) wurde von Dr. Andrej Poleev in seinem gleichnamigen Aufsatz, der am 8. März 2010 erschienen ist, im Umlauf gebracht, und bezeichnet eine wissenschaftliche (...) Disziplin, welche die morphogenetische Linguistk und Neurobiologie vereint, um die Zusammenhänge zwischen Wahrnehmung, Verhalten und Wortbildung zu erforschen. Die Sprache ist das Mittel zwischenmenschlicher Verständigung, und der Sprache ist dieses Buch gewidmet. Wie entsteht Sprache? Welche sprachliche Formen gab es, gibt es heute, und wird es noch geben? In welchem Verhältnis steht Kultur zur Sprache? Was sind neurobiologische Grundlagen des Denkens und der Verbalisierung mentaler Inhalte? Mit diesen und anderen Fragen befasst sich neue Wissenschaft, die im Jahr 2010 gegründet wurde, um interdisziplinär die Zusammenhänge zwischen Wahrnehmung, Wortbildung und Verhalten zu erforschen. (shrink)
Die Diversität von Nahrungspflanzen, ein Ergebnis Jahrtausende langer Zuchtbemühungen, ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Schätzungen zufolge machen von den über 7000 Nahrungspflanzenarten ganze 103 Sorten 90% der Nahrungsmittelproduktion aus. Dieser Verlust könnte in Zukunft gewaltige negative Auswirkungen auf die Nahrungsmittelsicherheit haben, da die Biodiversität eine zentrale Rolle bei der Absorbierung biotischer und abiotischer Stressfaktoren spielt, die auf die Pflanzen wirken. Darüber hinaus stellt der Verlust eine bedeutende Verarmung nicht nur des Pools genetischer Ressourcen dar, die zukünftigen Generationen zur (...) Verfügung stehen, sondern auch der kulturellen Diversität, indem die Nahrungsmittelvielfalt der Landesküchen eingeschränkt und sowohl Kulturlandschaften als auch Stadtgärten vereinheitlicht werden. Wegen der grundlegenden Funktion, die die Agrobiodiversität in der menschlichen Gesellschaft erfüllt, werden wir im Folgenden verschiedene Schwierigkeiten bei der Pflege der Agrobiodiversität als ein gemeinsames Erbe der Menschheit in einer stark ungleichen Welt erörtern. Zuvor jedoch möchten wir untersuchen, was Agrobiodiversität eigentlich ist und welche Funktion sie für das menschliche Wohlbefinden erfüllt. Ziel dieses Artikels ist zu zeigen, inwieweit sich verschiedene Anreizsysteme unterschiedlich auf den Erhalt von Agrobiodiversität auswirken. (shrink)
Erarbeitet von Dominik Balg, Anne Burkard, Henning Franzen, Aenna Frottier, David Lanius, David Löwenstein, Hanna Lucks, Kirsten Meyer, Donata Romizi, Katharina Schulz, Stefanie Thiele und Annett Wienmeister. -/- Die Entwicklung argumentativer Fähigkeiten ist ein zentrales Ziel des Ethik- und Philosophieunterrichts, ja überhaupt ein zentrales Bildungsziel. Wie aber kann das gelingen? In vielen verfügbaren Unterrichtsmaterialien werden argumentative Fähigkeiten eher vorausgesetzt als systematisch gefördert. Auch curriculare Vorgaben bleiben zumeist sehr unspezifisch. Lehrpersonen werden so weitgehend allein gelassen mit der Aufgabe, Lernende beim (...) Erwerb argumentativer Fähigkeiten zu fördern. Die vorliegende Aufgabensammlung soll dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Sie bietet Lehrpersonen reichhaltige Materialien für die spiralcurricular angelegte, systematische Förderung argumentativer Fähigkeit anhand exemplarischer Inhalte. Orientiert an klaren fachlichen Standards finden sich hier Aufgaben auf vier Niveaustufen, jeweils in Verbindung mit übersichtlichen Merkblättern. Die Aufgaben der beiden unteren Niveaustufen lassen sich bereits für jüngere Lernende der Sekundarstufe einsetzen, Aufgaben der obersten Niveaustufe richten sich an Lernende von Abschlussklassen oder der Studieneingangsphase. Für die Hand der Lehrpersonen werden die Aufgaben und Merkblätter durch fachliche und didaktische Kommentare sowie Lösungshinweise ergänzt. (shrink)
Auf die Frage „Was ist Wahrnehmung und welche Rolle spielt sie für die Objektivität der Erfahrung?“ hätte Ernst Cassirer vermutlich schlicht geantwortet: „Wahrnehmung ist eine erste Form objektiver Erfahrung.“ Tobias Endres macht es sich zur Aufgabe, Cassirers „Philosophie der symbolischen Formen“ einer Neu- und Gesamtinterpretation zu unterziehen und sie als eine „Phänomenologie der Wahrnehmung“ auszulegen. In Auseinandersetzung mit klassischen und gegenwärtigen Wahrnehmungstheorien wie der Sinnesdatentheorie, dem Disjunktivismus oder dem Enaktivismus gelingt es dem Autor, die Aktualität und Originalität solch einer phänomenologischen (...) Wahrnehmungstheorie aufzuzeigen. (shrink)
In seiner "Psychologie der Weltanschauungen" hat Karl Jaspers erstmals die seelischen Quellen und geistigen Typen der Weltanschauungen und der Philosophie aus psychologischer Sicht dargestellt. Ziel und Aufgabe seiner Untersuchung war es, zu verstehen, welche irreduziblen Grundkräfte die Seele bewegen, um das menschliche Leben auch noch in den Grenzsituationen bewältigen zu können. Dazu unterscheidet Jaspers zwischen Einstellungen, Weltbildern und Geistestypen als Elementen der jeweiligen Weltanschauung. Um das Leben des menschlichen Geistes zu verstehen, muss man nach Jaspers zwischen aktuellen Wertungen, abstrahierten Werten, (...) persönlichen und kollektiven Wertehorizonten, situativen Wertekollisionen und diversen Wertehierachien unterscheiden. An Wertentscheidungen und Werturteilen sind nicht nur Gefühle, sondern auch der Verstand und der Wille beteiligt. Das Leiden ist der gemeinsame Grundzug aller Grenzsituationen, wie z.B. Kampf, Schuld und Tod, ist das Leiden der Menschen an etwas Unabänderlichen des menschlichen Daseins. In den Grenzsituationen kommt es nicht selten zu einem existenziellen Konflikt zwischen Hoffnung und Verzweiflung und verschiedene Geistestypen bedürfen eines existenziellen Haltes und letzten Grundes ihrer Existenz. Nach jaspers gibt es vier Typen der Reaktion auf die Grenzsituationen: Resignation, Weltflucht, Heroismus und Religiosität. Verbreiteter sind heute jedoch Versuche der Bewältigung durch Hedonismus und Konsumismus, die keinen letzten Halt bieten, sondern nur eine tiefere Verzweiflung kaschieren. (shrink)
Der Artikel beschreibt, welches Angebot über einen moralpragmatischen Ansatz in der Technikfolgenabschätzung (TA) konkret gemacht werden kann. Ethisch argumentierende TA, so die These, lässt sich mit John Dewey als eine Kartografie situativer Wertungskonflikte begreifen. Die entstehenden „moralischen Landkarten“ zu konkreten technischen Entscheidungssituationen zielen darauf ab, den Bedarf an wissenschaftsgestützter, möglichst neutraler Beratung für den öffentlich-politischen Prozess zu ermitteln. Pragmatisch kann „Neutralität“ allerdings nicht als normative Abstinenz verstanden werden. Vielmehr soll der Ausgang von einer Rekonstruktion der normativen Konflikte genommen werden, wobei (...) die Wertvorstellungen, die in den Entscheidungssituationen technischen Handelns jeweils relevant sind, bewusst aus unterschiedlichen Perspektiven erschlossen werden. (shrink)
Mein Kommentar wird sich aus einer Meta-Perspektive mit drei Fragen und gängigen Antworten auf diese beschäftigen. (1) Warum ist die Soziologie multiparadigmatisch? (2) Wie ist das zu bewerten? (3) Was tun? Im Anschluss werde ich den soziologieinternen Antwortvorschlägen auf diese Fragen – insbesondere auf die erste Frage – das grundlegende Problem der ungenügenden Evidenzbasis diagnostizieren, welches auch auf den Beitrag von Schülein durchschlägt, sich allerdings durch die kritische Erforschung der multiparadigmatischen Verfasstheit der Soziologie mittels einer integrierten Wissenschaftsforschung angehen ließe. Der (...) Kommentar schließt mit einigen skizzenhaften Vorschlägen für ein solches Unterfangen. (shrink)
Das Anliegen der vorliegenden Studie ist der Entwurf eines wirklichkeitstreuen Modells der Kommunikation. Ebenfalls hat uns interessiert, die konstitutiven Regeln der Kommunikation zu bestimmen und einige Wirksamkeitsnormen und moralische Normen, die mit wünschenswerten sozialen Kommunikationsformen assoziierbar sein könnten, zu identifizieren. Die Kommunikation ist ein facettenreiches und zugleich interpretationsoffenes Phänomen, welches zahlreiche unterschiedliche theoretische Modelle erlaubt. Sie kann von den Psychologen als selbstständigen Verhaltenstyp, von den Soziologen als entscheidenden Sozialisierungsfaktor, von den Anthropologen als kulturhervorbringendes und -verbreitendes Mittel, von den Semiologen als (...) Prozess der (Um-)Konfiguration der verschiedenen Bedeutungen von Bedeutungsträgern usw. gedeutet werden. Das vorliegende Interpretationsmodell der Kommunikation ist allgemein, zum Teil auch hermeneutisch, indem es a) den Kommunikationsprozess als solchen und nicht etwa als eine gesonderte Instanz desselben berücksichtigt, b) eine einzige, nämlich die interaktive Perspektive auf die Kommunikation hervorhebt und c) zweckgemäß die Kommunikation in einen normativen, intelligiblen Rahmen überträgt, wobei sich eine empirische Beschreibung der Kommunikationsfakten zwecks Feststellung allgemeingültiger Gesetze von selbst erübrigt. Diesem theoretischen Modell entsprechend ist die Kommunikation eine Interaktion oder eine wechselseitige semiotische Interaktion, innerhalb derer die involvierten Personen mithilfe von Zeichen komplementäre Verhalten manifestieren, die bestimmten (sozialen) Regeln unterworfen sind. Demzufolge ist die Kommunikation kein individuelles Spiel, sondern ein Team-Spiel. Ihre Protagonisten spielen alle genauso wichtige Rollen, und von ihrer Teilnahme hängt beides, Gelingen und Misslingen der Kommunikation, gleichermaßen ab. Nachdem wir den Begriff der Kommunikation im allgemeinen erklärt hatten, galt unser Interesse der Definition und der Klassifizierung der exklusiven Ausführungsmittel des oben beschriebenen Prozesses, das heißt, der Zeichen. Die semiotische Literatur behandelt die Zeichen sowohl als (stoffliche, mentale oder gemischte) Objekte als auch als Funktionen. Für unsere Demarche haben wir es vorgezogen, die Zeichen als in Wirklichkeit existierende Reize zu beschreiben, die auf Grund von sozialen Konventionen stets auf „etwas Anderes” als auf sich selbst hinweisen. Dieses gemeinte „Andere“, die Bedeutung des Zeichens, ist nichts anderes als die Gesamtheit seiner Anwendungen. Die Natur des Verhältnisses von Zeichen und (willkürlicher, notwendiger, durch Analogie oder Ähnlichkeit begründeter) Bedeutung hat uns dann erlaubt, vier Zeichenkategorien auszumachen und zu beschreiben: Wörter, Indizien, Bilder und Sinnbilder. Was die Erläuterung der konstitutiven Faktoren der Kommunikation anbetrifft, haben wir im Einklang mit den Forschungen angesehener Semiotiker mit sechs grundlegenden Parametern gerechnet: Sender, Empfänger, Mitteilung, Code, Kommunikationssituation und Kommunikationskanal. Doch war das wirklich die einzige treffliche Option? Hätte der Kommunikationsprozess nicht ausgehend von anderen – wenigeren oder mehreren – Faktoren analysiert werden können? Gewiss kann die Kommunikation auch mittels weiterer Variablen verstanden werden – und die Fachliteratur ist nicht müde geworden, die Vorzüge anderer Beschreibungsmuster zu zeigen –; von den sechs semiotischen, von Roman Jakobson eingeführten Parametern kann man indes nicht wegsehen. Sie erlauben allemal eine ziemlich genaue Bestimmung der durch die Protragonisten der Kommunikation durchgeführten Handlungen. In Übereinstimmung mit der allgemeinen Methode der Handlungstheorie haben wir jeden konstitutiven Faktor der Kommunikation mit je einem Handlungspaar korreliert, zum einen beim Sender, zum anderen beim Empfänger. Die Berücksichtigung der Sprache und implizite der Kommunikation im Kontext der Handlungstheorie ist keine bahnbrechende Unternehmung, da sie unter anderem schon John Austin, John Searle und Jürgen Habermas als Ausgangspunkt ihrer Analyse der Sprechakte gedient hat. Auch die Korrelation der Kommunikationsparameter mit einer Handlung ist kein Novum, indem sie auf analoge Weise bereits durch die Versuche einiger Semiotiker wie Roman Jakobson und Karl Bühler, die Funktionen der Sprache bzw. des linguistischen Zeichens zu systematisieren, unternommen wurde. Unser origineller Beitrag besteht aus der Korrelation jedes Faktors der Kommunikation mit einer Interaktion, das heißt mit einem Paar von komplementären Handlungen, so dass jeder Handlung des Senders eine Handlung des Empfängers entspricht. In diesem Sinne haben wir Sender, Empfänger, Mitteilung, Code, Kommunikationssituation und Kommunikationskanal in spezifischen Interaktionstypen (Sichentlarven – Nachvollziehen, Einflussnahme – Antwort, Sendung – Empfang, syntaktische Informierung – syntaktisches Verständnis, Bezeichnung – „Mitbezeich-nung“ bzw. Anknüpfung einer soziale Beziehung – Beibehaltung einer soziale Beziehung) inszeniert. Nachdem wir den Kommunikationsprozess als Totalität von sechs Interaktionstypen beschrieben hatten, haben wir auf drei mögliche Ordnungen der Kommunikationsformen verwiesen, wobei die Einteilungskriterien jeweils die verschiedenen gebrauchten Zeichentypen, die Art der Beziehung zwischen Sender und Empfänger bzw. der sich spontan manifestierende soziale Abstand zwischen den Kommunizierenden waren. Indem unsere Demarche darauf abzielte, die Eigentümlichkeiten verbaler vs. nonverbaler, formaler vs. informaler, der individuell, gruppenweise oder öffentlich stattfindenden Kommunikation auszumachen, haben wir die Akzente auf die Pragmatik der Kommunikation gesetzt und somit einige Hinweise auf den Erwerb spezifischer Kommunikationsfähigkeiten geben können. Das von uns vorgeschlagene theoretische Modell hat also nicht nur ein besseres Verständnis der Kommunikation beabsichtigt, sondern auch die Feststellung eines vollständigen Regelwerks der Kommunikation. Diese Regeln wurden als Formen des zu erwartenden sozialen Verhaltens behandelt – sowohl im normativen als auch im antizipativen Sinne – und wurden im Gefolge von John Searle in zwei Hauptklassen eingeteilt: konstitutive und normative Regeln. Die konstitutiven Regeln bestimmen die von ihnen logisch-abhängigen Verhaltensweisen und legen die Bedingungen der Kommunikationsakte fest, während die normativen Regeln die vorgegebenen, unabhängigen Verhaltensweisen berücksichtigen und die wünschenswerten Bedingungen für ihre Vollziehung festlegen. Um die konstitutiven Regeln ausmachen zu können, sind wir davon ausgegangen, dass der Prozess der menschlichen Kommunikation kein naturhafter, sondern ein institutioneller ist. Mit anderen Worten ist die Kommunikation das Ergebnis einer sozialen Vereinbarung und eben kein unabhängiges Phänomen, das nur von außen zu beschreiben wäre. Je nachdem, wie die notwendigen Regeln, welche die soziale Vereinbarung definieren, respektiert oder verletzt werden, haben wir fünf mögliche Situationen identifiziert: die vollkommene Kommunikation, die teilweise geglückte Kommunikation, die Nonkommunikation, die relative und die absolute Antikommunikation, wobei man hinzufügen muss, dass die erste und die letzte Situation Grenzerfahrungen ohne jegliche Referenz darstellen. Die konstitutiven Regeln der Kommunikation wurden mit allen sechs spezifischen Interaktionstypen korreliert (Sichentlarven – Nachvollziehen, Einflussnahme – Antwort, Sendung – Empfang, syntaktische Informierung – syntaktisches Verständnis, Bezeich-nung – „Mitbezeichnung“ bzw. Anknüpfung einer soziale Beziehung – Beibehaltung einer soziale Beziehung), so dass sie wenigstens aus einem bestimmten Gesichtspunkt ein konsistentes und vollständiges System bilden können. Im Unterschied zum System der konstitutiven Regeln sind hier die Kommunikationsnormen nicht erschöpfend behandelt worden. So wurden aus der Vielfalt der Vorschriften, die zu erwünschten Ergebnissen in der Kommunikation führen könnten, nur einige im Rahmen der vorliegenden Studie angegangen. Diese betreffen die Wirksamkeit und die moralischen Aspekte der Kommunikation und wurden ihrerseits mit den oben angeführten sechs Interaktionstypen korreliert. Dabei waren nicht so sehr die unausweichlichen Lücken im Inventarisieren der Normen, welche die Genauigkeit und die Ökonomie der Kommunikation gewähren, am problematischsten, sondern vielmehr der Grad an moralischer Relevanz, den die Kommunikationsakte beanspruchen können. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Handlungen der Kommunizierenden eher davon abhängen, inwiefern sie moralische Verpflichtungen eingehen, und eben nicht davon, was für einen Gewinn sie dadurch erzielen, da keine der berücksichtigten Handlungen sich der Moral gänzlich entziehen können. Ob „neutrale Metaregeln“ für den Fall, dass einige moralische Eingrenzungen mit den Wirksamkeitsnormen kollidieren, vonnöten sind, sei dahin gestellt. Ein theoretisches Modell kann nur dann als nützlich bezeichnet werden, wenn es neue Forschungsansätze bringt und neue Forschungswege ermöglicht. Unter diesem Blickwinkel hat die vorliegende Studie zwei mögliche Fortsetzungen: die Ergänzung der Gesamtheit der normativen Regeln der Kommunikation (im allgemeinen), bzw. das Unterteilen des allgemeinen Modells der Kommunikation in stereotypen Mustern wie der politischen oder didaktischen Kommunikation usw. Schließlich hängen Gelingen und Anwendbarkeit der vorliegenden Studie in pragmatischer Sicht eben davon ab, inwiefern sie dem Leser / Benutzer als Wekzeug zur Verbesserung seiner Kommunikationsleistungen dienen kann. (shrink)
Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die Alternative für Deutschland (AfD) am 24. September in den Bundestag einziehen. Jüngste Umfragen legen nahe, dass sie sogar drittstärkste Partei werden könnte. Warum findet die AfD so viele Unterstützerinnen und Unterstützer? Mit welchen Argumenten wirbt die AfD für ihren Einzug in den Bundestag? Das Wahlprogramm der AfD zeigt nicht nur, wofür die Partei steht, sondern auch welche Strategie sie bei der Bundestagswahl und darüber hinaus verfolgt. Aus diesem Grund habe ich es argumentationstheoretisch analysiert und die (...) darin enthaltene Argumentation im Detail rekonstruiert. Die wichtigsten Ergebnisse umfassen: Erstens, aus einer rein logischen Perspektive ist die Argumentation der AfD außergewöhnlich klar und stringent. Dies gelingt ihr deshalb, weil sie sich gezielt auf Annahmen stützt, die vereinfachend oder konstruiert sind. Zweitens, das zentrale Thema der „Flüchtlingskrise“ zieht sich beinahe durch die gesamte Argumentation. Es taucht in Argumenten über den Verlust der Leitkultur oder den Verfall der inneren Sicherheit genauso auf wie in Argumenten über die Folgen der Globalisierung oder den demographischen Wandel. Drittens, und dies ist das zentrale Ergebnis der Analyse, die AfD argumentiert nach dem folgenden Muster: Es gibt eine Bedrohung. Nur die AfD kann uns davor bewahren. Also muss die AfD an die Macht kommen. Dies nenne ich das „Kernargument des Populismus“. (shrink)
Die Skeptikerin fragt, wie wir ausschließen können, dass all unsere Erlebnisse auf einem umfassenden Traum beruhen. Träfe ihre Befürchtung zu, dann wären alle unsere Meinungen über die äußere Welt falsch, und da wir das nicht ausschließen können, haben wir (so folgert sie) keinerlei Wissen über die Welt. Um dem zu begegnen, könnte man der Skeptikerin vorwerfen, dass sie unsere gemeinsame Sprache missbraucht. Welche Wörter missbraucht sie? Welche Wörter gebraucht sie so anders, dass wir uns um ihre Überlegung nicht scheren müssen? (...) Ich spiele das sprachkritische Manöver gegen die Skeptikerin zunächst anhand des Wissensbegriffs durch (und komme zu dem Ergebnis, dass wir nicht klar genug sagen können, worin die unstrittige Bedeutung des Wortes "Wissen" besteht). Dann versuche ich es mit weniger tiefsinnigen Wörtern wie "Tiger". Wer stets träumt, gebraucht solche Wörter anders als wir, so die Überlegung. Dieser Gedanke funktioniert nur, wenn wir die Existenz von Außenwelt-Dingen voraussetzen dürfen; und diese Voraussetzung bestreitet die Skeptikerin. Daher spiele ich das sprachkritische Manöver zuguterletzt anhand des Traumbegriffs durch. Jemand kann das Wort "Traum" überhaupt nur dann gelernt haben, wenn er manchmal, aber nicht immer geträumt hat. Ergebnis: Entweder ich verstehe das Wort "Traum". Dann träume ich nicht seit jeher. Oder ich verstehe das Wort nicht. Dann brauche ich mich vom Traum-Argument auch nicht an meinen Wissens-Ansprüchen irre machen zu lassen. (shrink)
Kant scholars have rarely addressed the centuries-old tradition of casuistry and the concept of conscience in Kant’s writings. This book offers a detailed exploration of the period from Pascal’s Provincial Letters to Kant’s critique of probabilism and discusses his proposal of a (new) casuistry as part of an moral education. *** -/- Die Debatte um Kasuistik und Probabilismus zählt zu den wichtigsten Themen der Moraltheologie und Moralphilosophie der frühen Neuzeit. In der enormen Verbreitung der Literatur über die Gewissensfälle (casus conscientiae) (...) und in der großen Resonanz der Lehre von den wahrscheinlichen Meinungen (opiniones probabiles) in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts findet sich ein wirkungsmächtiges Modell für die Analyse des moralischen Handelns, in welchem Universalität des Gebots und Kontingenz der Handlung, Notwendigkeit der Norm und individuelle Freiheit miteinander versöhnt werden. Dennoch erregt dieses Modell heftige Kritik, die in Pascals berühmtem Angriff in den Briefen in die Provinz (1656–1657) gipfelt. So beginnt für die Kasuistik und den Probabilismus eine lange Krise, welche die Entstehung der modernen Moralphilosophie und den Siegeszug des kantischen Paradigmas ankündigt. Die Krise von Kasuistik und Probabilismus fällt zusammen mit einer einsetzenden rigoristischen Reaktion der christlichen Moraltheologie sowohl katholischer als auch protestantischer Prägung,welche die moralischen und spekulativen Folgen eines Rückgriffs auf Gewissensfälle und wahrscheinliche Meinungen als inakzeptabel ablehnt. Die Ablehnung geht aber weiter und dringt bis in den Kern der philosophischen Reflexion vor: Die rigoristische Reaktion gegen Kasuistik und Probabilismus entzündet sich im moralphilosophischen Denken Kants als Folge seiner umfassenden kritischen Revision der Grundbegriffe der Moralphilosophie sowie insbesondere seiner Neubestimmung des Verhältnisses von Gewissen und praktischem Urteil. Dem Grundsatz des Probabilismus setzt Kant das Kriterium der moralischen Gewißheit („quod dubitas, ne feceris!“) entgegen, das er als „Postulat des Gewissens“ bezeichnet (RGV 6:185.23–186.9).Und die Kasuistik wird als eine „Critic der Handlungen nach Sophistic“ abgestempelt, als eine „Uebung, um nach der Sophistic das Gewissen zu hintergehen oder es zu chicaniren, insofern man es in Irrthum zu setzen denkt“ (V-MS/Vigil 27:620.2–5). Dennoch weist Kant den kasuistischen Fragen eine herausragende Stellung in der Tugendlehre zu und legt der Kasuistik im Rahmen der ethischen Methodenlehre, also im Hinblick auf pädagogische Anwendungen, letztlich eine positive Funktion bei. Vermutlich ist Kants Angriff auf Kasuistik und Probabilismus durch den Einfluss Pascals philosophisch vermittelt. Kants Verhältnis zu Pascal und, allgemeiner, zu dem historischen Hintergrund, welchem dieser angehört, sind gleichwohl noch erstaunlich wenig erforscht: Trotz der wiederholten (stillschweigenden oder sogar ausdrücklichen) Hinweise an wichtigen Stellen in Kants Schriften richtet die Kant-Forschung ihre Aufmerksamkeit nur selten auf die Jahrhunderte währende Tradition der Kasuistik und den Begriff des Gewissens, der in ihrem Rahmen ausgearbeitet wird. Aus dieser langen Geschichte wird in diesem Band insbesondere der Zeitraum „von Pascal bis Kant“ eingehend untersucht, d.h. der noch wenig erkundete Zeitabschnitt von der beißenden Polemik von Pascals Briefe in die Provinz bis zu Kants eigener Kritik des Probabilismus und seinem Entwurf einer (neuen) Kasuistik als Teil der ethischen Methodenlehre. (shrink)
In der Medizin gehören Kinder neben Ausländern, Behinderten und psychiatrisch Erkrankten zu den besonders vulnerablen Patientengruppen. Im Folgenden soll die Frage nach der Würde der Kinder in medizinethischer Hinsicht behandelt werden. Dazu werden drei Thesen erläutert und begründet: (1.) das Prinzip der Menschenwürde kann nicht ganz außer Acht gelassen werden, wenn Kinder als Patienten in medizinethischer Hinsicht thematisiert werden; (2.) das Prinzip der Menschenwürde wird in der Medizinethik nicht schon vollständig durch die medizinethischen Prinzipien der Patientenautonomie und der Fürsorge für (...) die Patienten abgedeckt; (3.) die habituelle und bewusste Achtung der Würde des Menschen bringt immer wieder neue und bisher noch wenig beachtete Aspekte des medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Umgangs mit Patienten und Kindern als Patienten ans Licht. Diskussionen über den Gehalt des Prinzips der Menschenwürde gehen nicht nur in der Medizinethik, sondern auch in anderen Bereichen der angewandten Ethik in der Regel von Erwachsenen aus. Erwachsene gelten als die paradigmatischen Subjekte und Objekte der Wahrnehmung, Zuschreibung und Anerkennung von Würde. Meistens denkt man nur an Erwachsene, wenn man darauf besteht, dass die menschliche Würde (1.) vom moralischen und rechtlichen Standpunkt aus grundsätzlich zu achten ist, (2.) unter bestimmten psychologischen, sozialen und politischen Umständen gefährdet ist und (3.) in bestimmten Handlungssituationen mit anderen ethischen Forderungen in Konflikt geraten kann. Bei Erwachsenen ist es relativ leicht, ethische Intuitionen darüber, ob in bestimmten medizinischen Handlungssituationen die Würde eines Menschen verletzt wird, zu formulieren und zu begründen. Denn bei Erwachsenen steht die Würdeverletzung in einem engen Zusammenhang mit der Berücksichtigung verschiedener ethischer Forderungen: (1.) nach Achtung der willentlichen Selbstbestimmung und der normativen Autonomie, (2.) nach Berücksichtigung von persönlichen Lebenszielen und Wertpräferenzen, (3.) nach Bewahrung von mutmaßlichen Lebenschancen (4.) nach Berücksichtigung personaler Bedürfnisse nach Anerkennung, Gegenseitigkeit, Intimität, Integrität, etc. sowie (5.) nach Wahrnehmung und Anerkennung der unverwechselbaren Individualität des Anderen. Die Angemessenheit und Erfüllbarkeit dieser ethischen Forderungen hängt nun aber von soziologischen und psychologischen Gegebenheiten ab, die bei Kindern je nach Altersgruppe und individueller Ausprägung nicht in gleicher Weise gegeben sind. Deswegen soll hier gezeigt werden, welche besondere und zusätzliche Rolle eine medizinethische Erinnerung an die Würde der Kinder im Spannungsfeld zwischen Autonomie und Fürsorge spielen kann. Dabei zeigt sich, dass es gerade die Achtung vor der Würde des Kindes ist, die uns überhaupt erst ermöglicht, das Kind als Kind und damit als ein eigenständiges Subjekt und als ein besonderes menschliches Wesen zu entdecken. (shrink)
Bolzano hat seine Wahrscheinlichkeitslehre in 15 Punkten im § 14 des zweiten Teils seiner Religionswissenschaft sowie in 20 Punkten im § 161 des zweiten Bandes seiner Wissenschaftslehre niedergelegt. (Ich verweise auf die Religionswissenschaft mit 'RW II', auf die Wissenschaftslehre mit 'WL II'.) In der RW II (vgl. p. 37) ist seine Wahrscheinlichkeitslehre eingebettet in seine Ausführungen "Über die Natur der historischen Erkenntniß, besonders in Hinsicht auf Wunder", und die Lehrsätze, die er dort zusammenstellt, dienen dem ausdrücklichen Zweck, mit mathematischem Rüstzeug (...) Lehrmeinungen entgegentreten zu können, gemäß denen Wundererzählungen keine Glaubwürdigkeit zukommen könne. In der WL II (vgl. p. 171) führt Bolzano im großen und ganzen dieselben Lehrsätze an wie in der RW II, entwickelt nun aber die Wahrscheinlichkeitslehre innerhalb seiner Lehre von den Sätzen an sich. Dabei orientiert er sich zwar durchaus an den Lehrsätzen in den damaligen "Schriften über die Wahrscheinlichkeitsrechnung" (vg. WL II, p. 190), korrigiert aber dort, wo es ihm nötig erscheint (vgl. WL II, pp. 187–191), und leistet so im Grunde eine Reformulierung des elementaren Teils der Wahrscheinlichkeitslehre seiner Zeit innerhalb seiner logischen Theorie von den Sätzen an sich. — Ich bezwecke hier keine historische Studie über Bolzanos Wahrscheinlichkeitslehre, obwohl es von Interesse sein mag, herauszuschälen, worin Bolzano mit welchen Wahrscheinlichkeitstheoretikern seiner Zeit übereinstimmt, und worin nicht, insbesondere welche Schwächen von Bolzanos Wahrscheinlichkeitslehre Schwächen aller damaligen Wahrscheinlichkeitslehren waren. Eine wichtige systematische Studie über Bolzanos Wahrscheinlichkeitslehre bestünde — wie von Berg (1962, pp. 148-149) ansatzweise begonnen — in einer exakten Rekonstruktion seiner Wahrscheinlichkeitslehre innerhalb eines konsistenten logischen Systems der Sätze an sich. Ich werde im folgenden etwas bei weitem Bescheideneres, doch möglicherweise durchaus Fruchtbares versuchen, nämlich die Lehrsätze von Bolzanos Wahrscheinlichkeitslehre in die Sprache einer heutigen Wahrscheinlichkeitstheorie zu übersetzen und die übersetzten Lehrsätze dort herzuleiten, soweit dies möglich ist. Man könnte dann in einem zweiten Schritt, der hier nicht mehr unternommen wird, untersuchen, inwieweit jene Thesen, die den Herleitungstest überstanden haben, jenen Zweck erfüllen, den Bolzano ihnen ursprünglich zugedacht hat: als mathematisches Rüstzeug für seine Argumentationen gegen die Auffassung zu dienen, Wundererzählungen könnten nicht glaubwürdig sein. (shrink)
Thema der Arbeit ist der ontologische Status von Werken sowie die Beziehung zwischen Werken einerseits und Aufführungen, Manuskripten, Partituren, Schallplatten, Gemälden, Gebäuden, Drucken etc. andererseits. Es wird angeknüpft an den phänomenologischen Ansatz von Roman Ingarden (aber auch an den von Alexius Meinung). Diese Ansätze werden unter Verwendung moderner logischer Hilfsmittel weiterentwickelt und, wo notwendig, revidiert. Im ersten Kapitel wird ausführlich begründet, warum Werke (und zwar Werke aller Gattungen) abstrakte, typenartige Gegenstände sein müssen, die in konkreten Einzeldingen (z. B. Aufführungen) realisiert (...) sein können, jedoch von diesen Realisierungen in ihrer Existenz nicht abhängig sind. Diese These ist im weiteren Verlauf der Arbeit eine nicht mehr hinterfragte Grundvoraussetzung. Im zweiten Kapitel werden die formalen Grundlagen einer Typenontologie des Werks entwickelt. Zwei Hauptfragen stehen dabei im Vordergrund: (a) Wie kann ein Werk (also ein abstrakter Gegenstand) sinnliche Eigenschaften (z. B. Klangeigenschaften, Farbeigenschaften) haben? (b) Was macht einen Gegenstand zu einer Realisierung eines Werks? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit etwas eine Realisierung eines gegebenen Werks ist? Neben dem Begriff des Werks beruht die in dieser Arbeit entwickelte Theorie auf drei weiteren Grundbegriffen: Realisierungen, Konkretisierungen und Aktualisierungen. Realisierungen sind jene Gegenstände, in denen Werke realisiert sind. Konkretisierungen sind abstrakte Gegenstände, die durch "Vervollständigung" aus Werken hervorgehen. Sie sind immer noch unvollständig bestimmt, aber vollständiger bestimmt als die Werke, deren Konkretisierungen sie sind. Beispiele für Konkretisierungen sind Inszenierungen im Theater oder musikalische Interpretationen. Aktualisierungen sind die intentionalen Korrelate von Rezeptionsvorgängen. Sie entstehen im Verlauf der Rezeption eines Werks und werden von den Rezipienten erzeugt. Ein und dasselbe Werk kann auf verschiedene Weisen aktualisiert werden (z. B.: ein Musikstück kann auf verschiedene Weisen "gehört" werden). In eigenen Kapiteln werden Probleme der Mereologie, der Identität, des Darstellens und der Beziehung zwischen dem darstellenden Werk und dem Dargestellten erörtert. (shrink)
Phenomenological reduction as a philosophical conversion (periagoge) -/- Während Husserl in den Ideen I die Reduktion als eine neue „Methode“ des Denkens, d. h. als eine „epistemologische“ Reduktion versteht, schlägt Scheler eine Reduktion als eine „Tèchne“ der Umbildung vor, durch die der Mensch seiner exzentrischen Stellung in der Welt Gestalt zu geben sucht. Mich interessiert an diesem Zitat vor allem der Gebrauch des griechischen Terminus „Tèchne“. Was Scheler damit bezeichnet, hat offensichtlich nichts mit dem zu tun, was wir heute unter (...) dem Begriff der Technik verstehen. Er spricht eben von einer Kunst „des inneren Handelns“. Meines Erachtens verweist Scheler durch diesen griechischen Begriff auf Platons Gedanken. Für diese These kann man sich bereits auf eine Stelle aus der mittleren Phase im Denken Schelers stützen, in der er nämlich die phänomenologische Reduktion als den moralischen Akt darstellt, dem der „platonische Aufschwung“ (Vom Wesen der Philosophie, GW V, 67) zugrunde liegt. Es ist nun geradezu dieser „platonische Aufschwung“, der im Nachlass ausdrücklich als eine „Tèchne“ (Nachlass, GW XI, 118) beschrieben wird. Was heißt nun in diesem Kontext tèchne bei Platon? Schelers Gebrauch des griechischen Terminus tèchne für die Bezeichnung der phänomenologischen Reduktion erinnert sehr an die tèchne tês periagogês im Höhlengleichnis Platons, durch die die Gefangenen aus der Höhle hinausgehen können. Diese tèchne versteht Platon als einen Bildungsprozess des Menschen; er lernt dadurch, seinen Blick auf das Gute hin zu lenken, damit seine Seinsweise in der Welt zurechtgerückt werden könne. Es geht also um eine conversio oder Umkehrung der eigenen Positionalität in der Welt, die den Übergang vom Leben zum guten Leben zustande bringen kann. Diese tèchne ist grundlegend für das Verständnis der paideía bei Platon, die sich nicht mit einer bloßen Übertragung von Informationen begnügt, sondern vielmehr nach einer periagogé (Umkehrung) der ganzen Seele strebt. Es muss also – wie Sokrates sagt – eine besondere „Kunst der Umkehrung [tèchne tês periagogês]“ geben, die lehrt, auf welche Weise am leichtesten und wirksamsten die Seele umgewendet werden kann, und zwar unter Berücksichtigung dessen, dass sie bereits sehen kann, aber es alleine nicht schafft, das Gesicht zu wenden, „wohin es solle“ (Politeia, VII, 518 d). (shrink)
Wir Menschen streben danach, die Wirklichkeit zu verstehen. Eine Welt, die wir gut verstehen, ist eine, die wir "im Griff" haben, mit der wir gut umgehen können. Aber was heißt es genau, ein Phänomen der Wirklichkeit zu verstehen? Wie sieht unser Weltbild aus, wenn wir ein Phänomen verstanden haben? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit Verstehen gelingt? Die Kernthese des Buches ist, dass wir Phänomene der Wirklichkeit durch noetische Integration verstehen. Wir verstehen Phänomene, indem wir den entsprechenden Informationseinheiten eine sinnvolle (...) und angemessene Position in unserem Weltbild zuschreiben und insofern unser Weltbild in gewissem Maße der Wirklichkeit entspricht. (shrink)
Analogien lassen sich aus unserem vernünftigen Nachdenken und Argumentieren kaum wegdenken. Ganz zurecht stellen sie eines der klassischen Themen der Argumentationstheorie dar. Doch wie genau sollte die argumentative Rolle von Analogien in Argumentrekonstruktionen dargestellt werden? Das ist die Leitfrage dieses Beitrags. Zunächst wird mit Michael Dummetts Schach-Analogie ein prominentes Beispiel dargestellt und eine genauere Charakterisierung des Analogiebegriffs vorgeschlagen. Danach wird die gängigste Rekonstruktionsform von Analogien diskutiert, das Analogieargument, und in einigen Punkten verfeinert. Vor diesem Hintergrund schlägt der Beitrag eine zweite, (...) alternative Rekonstruktionsform vor, in der zwei analoge Argumente an die Stelle eines einzelnen Analogiearguments treten. Nachdem diese beiden Rekonstruktionsformen an einem weiteren berühmten Beispiel vorgeführt wurden, an Peter Singers Teich-Analogie, wird diskutiert, wie sich diese beiden Varianten gegenseitig ergänzen und welche Stärken und Schwächen sie haben. Es zeigt sich, dass Analogien nicht nur in Form von Analogieargumenten einen zentralen Topos eines Einzelarguments darstellen. Darüber hinaus kann die Untersuchung analoger Argumente bereits selbst als argumentationstheoretische Topik verstanden werden. (shrink)
Nach den Kriterien einer einflußreichen (vor allem in den englischsprachigen Ländern vertretenen) Deutung der neuzeitlichen Philosophie enthält das Denken Kants die maximale Dosis an Idealismus, die eine Philosophie vertragen kann, ohne inkonsistent zu werden. Die Radikalisierung des idealistischen Ansatzes durch Fichte, Schelling und Hegel wird demnach als eine Abkehr von den geltenden Vernunftstandards betrachtet. Ausgangspunkt dieser Einschätzung ist nicht selten die Verwechslung des nachkantischen Idealismus mit einer überspannten Variante des Idealismus von Berkeley. Diese Lesart des postkantischen Idealismus läßt sich aber (...) weder exegetisch noch konzeptuell rechtfertigen. Der Grundsatz der Einheit von Sein und Denken, dessen erste explizite Aufstellung und Entfaltung Hegel zufolge Fichte zu verdanken ist, impliziert in keiner Weise, daß man dadurch die Existenz der Welt verneinen muß. Was dieser Grundsatz zum Ausdruck bringt, ist eigentlich nur die Notwendigkeit, ein komplexes theoretisches Modell auszuarbeiten, das imstande ist, zu erklären, wie sich die Existenz von wirklichen Dingen behaupten läßt, die vom Subjekt durch seine eigenen Erkenntnisakte erkannt werden, dabei aber zugleich vom Subjekt selbst verschieden sind. Hegels erkenntnistheoretischer Hauptansatz ist, daß die Verbindung von Denken und Sein, von Geist und Welt, strukturell ist. Das Sein kommt zu den Denkinhalten insofern nicht synthetisch hinzu; es sind hingegen die nur vorgestellten Erkenntnisinhalte, welche unter bestimmten Bedingungen der strukturellen Einheit des Geistes mit der Welt zugeschrieben werden. (shrink)
Der Kerngedanke der politischen Theorie des Wilhelm von Humboldt ist äußerst schlicht und übersichtlich: In seinen "Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen" heißt es, dass die Funktion des Staats auf die Erhaltung der inneren und auswärtigen Sicherheit beschränkt werden soll. Diese Staatsauffassung findet ihre Begründung in einer Anthropologie, die dem Menschen das Recht und zugleich die Aufgabe zuweist, durch das spontane Zusammenwirken mit den anderen seine Potenzialitäten zur Entfaltung zu bringen. Schlicht und übersichtlich wie (...) diese Staats- und Menschenlehre auch scheinen mag, ist es an ihr außerordentlich interessant, einerseits welche Leitgedanken ihr zugrunde liegen, und andererseits welche theoretischen Neuigkeiten sie erzielt. Hier möchte ich insbesondere vier Aspekte hervorheben: 1- Individualismus: Der Angelpunkt der gesamten Philosophie Humboldts ist das Individuum, aus dem allerdings nie ein selbstgenügsames Subjekt wird; 2- Liberalismus: Humboldt formuliert als erster den Katalog der Motive des Liberalismus des 19. Jahrhunderts; 3- Gesetzmäßigkeitsprinzip: im Sinne seiner Ausformulierung des Rechts- und Freiheitsbegriffs erarbeitet Humboldt ein Gesetzmäßigkeitsprinzip anthropologischen Charakters; 4- Legitimationsprinzip: in Anlehnung an die Prämissen, aus denen sich das neue Gesetzmäßigkeitsprinzip ergibt, setzt Humboldt ein neues Legitimationsprinzip, das unserem Begriffspaar „materielle Verfassung-formelle Verfassung“ sehr ähnelt. (shrink)
Hegel definiert „Vernunft” als die Einheit der Objektivität und der Subjektivität. Diese Definition bedeutet nicht, dass für Hegel nur das Subjekt existiert, welches sich das Objekt dementsprechend nur in seinem Inneren vorstellt; eine solche Definition bedeutet nämlich nicht, dass es für Hegel keine Außenwelt gibt, sondern eigentlich, dass es für ihn nichts gibt, was als solches unvernünftig ist. Als Einheit des Subjekts, das erkennt, und des Objekts, das erkannt wird, umfasst die Vernunft für Hegel alles, was es gibt und geben (...) kann. Jene Definition bedeutet eben: Es gibt nichts außerhalb dessen, was das Subjekt erkennt und erkennen kann. Mit dieser These verneint Hegel selbstverständlich nicht, dass es Sachen gibt, die das Subjekt noch nicht kennt bzw. von deren Existenz es noch nicht weiß, und auch nicht, dass es keine Sachen gibt, die das Subjekt noch nicht verstanden und begriffen hat, sondern eigentlich nur, dass es keine Sachen gibt, die prinzipiell nicht erkannt und begriffen werden können. Dass etwas existiert, impliziert für Hegel, dass es eventuell erkannt und fernerhin begriffen werden kann. Sein, Erkennbarsein und Begreifbarsein sind für Hegel ein und dasselbe. (shrink)
Das deutsche Gesundheitswesen steht durch die schnell steigende Anzahl an CO- VID-19-Erkrankten vor erheblichen Herausforderungen. In dieser Krisensituation sind alle Beteiligten mit ethischen Fragen konfrontiert, beispielsweise nach gerech- ten Verteilungskriterien bei begrenzten Ressourcen und dem gesundheitlichen Schutz des Personals angesichts einer bisher nicht therapierbaren Erkrankung. Daher werden schon jetzt klinische und ambulante Ethikberatungsangebote verstärkt mit Anfragen nach Unterstützung konfrontiert. Wie können Ethikberater*innen Entscheidungen in der Krankenversorgung im Rahmen der COVID-19-Pandemie unterstützen? Welche Grenzen von Ethikberatung sind zu beachten? Bislang liegen hierzu (...) noch wenige praktische Erfahrungen vor. Angesichts der dynamischen Entwicklung erscheint es der Akademie für Ethik in der Medizin (AEM) wichtig, einen Diskurs über die angemessene Rolle der Ethikberatung bei der Bewältigung der vielfachen Heraus- forderungen durch die COVID-19-Pandemie zu führen und professionelle Hinweise zu geben. Mit dem vorliegenden Diskussionspapier möchte die AEM einen Beitrag zur Beantwortung wesentlicher Fragen leisten, die sich für die Ethikberatung in den verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens stellen. Sie regt an, diesen Dis- kurs weiter zu führen und hat ein Online-Forum (s. unten) eingerichtet, in dem Ethikberater*innen ihre Erfahrungen teilen und die professionelle Selbstreflexion der Ethikberatung in Pandemiezeiten mit Anregungen fördern können. (shrink)
Der Aufsatz beschäftigt sich am Beispiel des deutschen "Kopftuchstreits" mit der rechtlich-politischen Auseinandersetzung um subjektive Rechte innerhalb des liberalen Rechtsstaats. Wie Christoph Menke in seiner Deutung der für den politischen Liberalismus wesentlichen politischen Konflikte gezeigt hat, bezieht sich diese Auseinandersetzung vorrangig auf zwei Fragen: Wer sollte Anspruch darauf genießen, ein politisches Subjekt zu sein, das heißt, als Gleiche oder Gleicher berücksichtigt zu werden? Welche Ansprüche politischer Subjekte könneen als schützenswerte Verwirklichung subjektiver Rechte gelten? Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich vorwiegend mit (...) der Frage, wie die politischen Konflikte des letztgenannten Typs auf die rechtliche Auseinandersetzung um Grundrechte abfärben. Damit wende ich mich gegen ein Verständnis der Grundrechte, das diese als Garant der ethischen Neutralität eines liberalen Gemeinwesens ansieht. Ich möchte zeigen, dass der Sinn subjektiver Rechte in der liberalen Demokratie zwar unter anderem genau darin besteht, dass sie partikulare ethische Wertvorstellungen neutralisieren und die Bürgerinnen und Bürger innerhalb eines vernünftigen Rahmens vor Unterdrückung schützen. Wie eine Analyse der Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) zum "Kopftuchstreit" zeigt, wird diese Funktion aber stets zugleich durch die partikulare Interpretation gleicher Rechte unterminiert. Dies bezeichne ich als die Dekonstruktion der Neutralität, die sich im Recht vollzieht. (shrink)
Wenn wir handeln, greifen wir in den Lauf der Welt ein und führen Veränderungen herbei, von denen wir zu Recht denken, daß sie nicht eingetreten wären, hätten wir nicht eingegriffen. Durch menschliche Eingriffe herbeigeführte Veränderungen machen aber nur einen kleinen Teil dessen aus, was in der Welt geschieht. Der größere Teil geschieht ohne unser Zutun. Beide Arten von Geschehnissen werden sowohl alltagssprachlich wie philosophisch in kausalem Vokabular beschrieben. Handelnde werden als kausale Urheber eines Geschehens verstanden; zugleich sind die mit Handlungen (...) einhergehenden Körperbewegungen kausal in natürliche Verläufe eingebettet: sie haben Ursachen und Wirkungen. -/- Die Studie versteht sich als Beitrag zu einer deskriptiven Metaphysik des Kausal- und des Handlungsbegriffes anhand einer Gegenüberstellung von kausaler Handlungstheorie und Handlungstheorie der Kausalität. Der Neuansatz besteht darin, das Verhältnis von Kausalitäts- und Handlungsbegriff konsequent als eine Gleichung mit zwei Unbekannten zu behandeln. -/- Die Untersuchung besteht aus drei Teilen. Der erste Teil dient einer Darstellung und Kritik der kausalen Handlungstheorie, welche den Kausalbegriff zur Analyse des Handlungsbegriffs verwendet. Ihr zufolge sind Handlungen Körperbewegungen, die sich durch eine besondere kausale Genese auszeichnen. Es zeigt sich, daß eine sachgerechte Lösung der internen Probleme dieser Theorie schlecht mit dem weithin akzeptierten Prinzip vom nomologischen Charakter der Kausalität vereinbar ist. Die Auseinandersetzung mit diesem Prinzip steht im Zentrum des zweiten, kausalitätstheoretischen Teils des Buches. Nancy Cartwright vertritt die These, daß es die strikten empirischen Sukzessionsgesetze, die die nomologische Kausalitätsauffassung erfordert, nicht gibt. Diese These wird ausführlich gegen Einwände aus der Wissenschaftstheorie verteidigt. Es entsteht ein kausalitätstheoretisches Vakuum, dessen Auffüllung der dritte Teil dient. Hier wird der kausalen Handlungstheorie eine Theorie der Kausalität gegenübergestellt, die das Explikationsverhältnis von „handeln“ und „verursachen“ umkehrt: die interventionistische Theorie der Kausalität, derzufolge der gewöhnliche Kausalitätsbegriff nicht erläutert werden kann, ohne den Begriff des absichtlichen Eingreifens in natürliche Verläufe ins Spiel zu bringen. Vorliegende Versionen dieser Theorie sind allerdings von schwerwiegenden Einwänden betroffen (Zirkularität, Anthropomorphismus). Um sie zu entkräften, muß die interventionistische Theorie in der richtigen Weise mit der kontrafaktischen Theorie der Kausalität kombiniert werden. Nur so läßt sich ein begrifflicher Rahmen aufspannen, in dem die durch menschliches Zutun und die ohne menschliches Zutun geschehenden Veränderungen in der Körperwelt gleichermaßen Platz finden, ohne daß neben der gewöhnlichen Ereigniskausalität eine zweite Art von Verursachung („Akteurskausalität“, „Kausalität aus Freiheit“) angenommen werden muß. (shrink)
An abstract in English is included in the download. Wolfgang Pauli war einer der Grossen unter den Physikern des 20. Jahrhunderts, nicht ganz so berühmt wie Heisenberg und Einstein, aber annähernd ebenso bedeutend. Er war es, der bei der Entwicklung der Quantenphysik das sogenannte Ausschließungsprinzip entdeckte und damit den Weg zu unserem physikalischen Grundverständnis der ganzen Chemie eröffnete. Seine Gedanken galten aber auch hintergründigen wissenschaftsphilosophischen Fragen, und die gängigen Auffassungen über die Rolle von Vernunft und Materialismus in der Naturwissenschaft waren (...) ihm zu eng. Er betonte vielmehr, dass wissenschaftliches Verständnis immer wesentlich auch psychisch ist, dass das erlebte Glücksgefühl, welches mit einer Entdeckung verbunden ist, entscheidendes Motiv ist, dass dabei Ordnungen der Natur mit Urbildern unserer Psyche verknüpft werden, und dass eine sinnvolle Weltsicht zwar auch, aber nicht nur durch abendländisches Vernunftdenken zustande kommen kann; er strebte nach einer Verbindung mit einem gefühlten Einheitsdenken in der Tradition der östlichen asiatischen Kulturen. Abschliessend betont der Artikel, wie vielseitig überhaupt die Gedanken der Begründer der modernen Physik im 20. Jahrhundert in Bezug auf Grundfragen des religiösen Denkens waren. (shrink)
Soll der Freizeitkonsum von Drogen wie Marihuana, Kokain, Heroin und LSD einem gesetzlichen Verbot unterliegen? Drogengegner sagen ja. Sie behaupten für gewöhnlich, Drogenkonsum sei sowohl für den Nutzer als auch für die Gesellschaft allgemein äußerst schädlich – vielleicht sogar unmoralisch, und sie glauben, diese Tatsachen seien als Verbotsgrund ausreichend. Freigabebefürworter sagen nein und berufen sich dabei für gewöhnlich auf eines oder mehrere von drei Argumenten: Erstens behaupten einige, Drogenkonsum sei nicht so schädlich, wie Drogengegner meinen, und sei gelegentlich sogar nützlich. (...) Zweitens behaupten einige, Drogenverbote „funktionierten“ nicht, d. h. sie verhinderten den Drogenkonsum nicht besonders wirksam und hätten eine Reihe sehr nachteiliger Folgewirkungen. Schließlich behaupten einige, Drogenverbote seien Unrecht oder verletzten Rechte. -/- Ich unternehme an dieser Stelle nicht den Versuch, all diese Argumente zu besprechen. Stattdessen beschränke ich mich auf die drei Hauptargumente der Drogendebatte: Erstens demjenigen, Drogen solle man aufgrund der Schädigung der Konsumenten verbieten; zweitens, man solle sie verbieten, weil sie außer den Konsumenten noch anderen schadeten; und drittens, man solle sie legalisieren, weil Drogenverbote Rechte verletzten. Ich richte mein Augenmerk auf die moralphilosophischen Fragen, welche diese Argumente aufwerfen, statt auf medizinische oder gesellschaftliche Fragen und werde zeigen, dass die beiden Verbotsargumente scheitern, wogegen das dritte Argument für die Freigabe greift. -/- [This is a German translation of "America's Unjust Drug War". In The New Prohibition, ed. Bill Masters (St. Louis, Mo.: Accurate Press, 2004), p. 133-144.]. (shrink)
Kein Hahn kräht mehr nach dem Verifikationsprinzip, das Moritz Schlick zusammen mit seinen Mitstreitern des Wiener Kreises verfochten hat. Seit einem halben Jahrhundert gilt das Prinzip als philosophisch erledigt; doch Totgesagte leben länger. Ich versuche, eine Fassung des Prinzips zu formulieren, die auch unter den Bedingungen der Nachkriegs-Philosophie verteidigt werden kann: Grob gesagt, muss jeder sinnvolle Satz im Prinzip empirisch (oder doch aposteriori) überprüft werden können, einerlei ob verifiziert oder falsifiziert, ob fallibel oder infallibel, ob direkt oder indirekt, ob deduktiv, (...) abduktiv oder induktiv, ob durch Sinneswahrnehmung oder durch Selbstwahrnehmung. Je nach Situation verlangt das Prinzip die unterschiedlichsten Formulierungen; es wäre verfehlt, es ein für allemal zu fixieren. Vermutlich können wir es sogar auf Sätze ausdehnen, die sich apriori rechtfertigen lassen. Anhand einer Serie von Beispielen (die z.T. aus Schlicks Schriften stammen) demonstriere ich, welche guten Dienste das Prinzip leistet. Erstens dient es dazu, intellektuelle Hochstapelei aus dem Spiel zu werfen und von sinnvollen Aussagen zu unterscheiden. Nun gibt es Sätze, an deren Sinn wir nicht gern rütteln lassen wollen, selbst wenn zunächst nicht klar ist, wie sie sich überprüfen lassen sollen. Das legt einen zweiten Einsatz des Prinzips nahe: Wir sind in diesem Fall aufgerufen, mehr Mühe in den scheinbar unüberprüfbaren Satz zu investieren, ihn besser zu explizieren und dabei doch noch einen Weg zu seiner Überprüfung freizuschaufeln. Bei dieser Übung kann sich sogar unser Überprüfungsbegriff verändern (und damit auch der Gehalt des Verifikationsprinzips selbst). Insgesamt sollten wir den Überprüfungsbegriff so fassen, dass laut Prinzip nicht zuviele wichtige Sätze sinnlos erscheinen. In einer aufklärerischen Ethik des klaren Redens, Meinens und Fragens kommt es darauf an, die gegenläufigen Denkbewegungen auszutarieren, in die wir beim verifikationalistischen Philosophieren gezogen werden. Was das heißt, führe ich anhand vermeintlich sinnloser Sätze aus der Raum/Zeit-Philosophie vor. Am Ende des Aufsatzes bringe ich einige Beispiele ausgemachten Unsinns. (shrink)
Im Rahmen der folgenden Seiten sollen die Kommunikationsbedingungen im Kontext der Kollektiv-Improvisation genauer analysiert und einem Vergleich mit den Voraussetzungen der idealen Sprechsituation von Habermas unterzogen werden. Hinleitend dazu erfolgt zum Einstieg eine Darstellung jener Ausgangsbedingungen, welche die Methode der kollektiven Improvisation von herkömmlichen musikalischen Verfahren unterscheidet. Zu diesem Zweck werden neben einer kurzen Erläuterung der bereits im vorangegangenen Kapitel ausführlich diskutierten Ausgangsbedingungen u.a. Ansätze aus der Musiktherapie herangezogen, die sowohl soziale als auch politische Faktoren mit einbeziehen. Im Anschluss daran (...) sollen mittels einer systemtheoretisch orientierten Annäherung, wie sie von Borgo und Goguen vorgenommen wurde, jene Aspekte genauer beleuchtet werden, die Aufschluss über die tatsächlichen Kommunikationsstrukturen und geben. (shrink)
Dieser Forschungsbericht gibt einen Überblick über die aktuelle Debatte über motivierende Gründe in der Handlungs- und Erkenntnistheorie. Folgende drei Fragen werden schwerpunktmäßig behandelt: a) Was für eine Art von Entität sind motivierende Gründe? b) Welche Beziehung besteht zwischen einer Handlung oder Einstellung und ihren motivierenden Gründen? c) Welche kognitiven Bedingungen gelten für die Zuschreibung motivierender Gründe?
Die gegenwärtig unter dem Titel ›Realismus‹ geführten Debatten in der Philosophie befinden sich nach allgemeiner Ansicht in einem Zustand größter Verwirrung, so daß es nützlich erscheint, ein wenig Ordnung in die theoretischen Optionen zu bringen bevor man für die eine oder andere Auffassung Partei ergreift. In der vorliegenden Arbeit wird dafür argumentiert, daß sich ein systematisch zusammenhängendes Zentrum dieser Debatten mit Hilfe des Begriffes der Referenz ordnen läßt. Nach der Analyse einiger klassischer Positionen soll ein Rahmen erstellt werden, innerhalb dessen (...) die Positionen eingeordnet und die zentralen Probleme fruchtbar diskutiert werden können. Zu diesem Zwecke ist es erforderlich, für die Einordnung der Positionen theoretische Kriterien zu benennen, die sich an den Problemen orientieren von denen hier argumentiert wird, das sie zentral seien. Sehr knapp ausgedrückt wird hier die Auffassung vertreten, Realismus sei als metaphysische These aufzufassen, welche eine von menschlichen epistemischen und semantischen Möglichkeiten unabhängige Existenz behauptet; in den gegenwärtigen Debatten typischerweise die Existenz einer Art von Dingen, nicht die eines individuellen Gegenstandes. Diese metaphysische These wird jedoch in der gegenwärtigen Debatte mit semantischen Argumenten untermauert, bzw. angegriffen und jene semantischen Argumente wiederum verwenden epistemische Erwägungen – die Frage betreffend, was man wissen kann und was nicht. Der Beginn der gegenwärtigen Realismusdebatten mit der soeben skizzierten zentralen Stellung semantischer Argumente ist, der hier vertretenen Auffassung zufolge, die Kritik am traditionellen Fregeschen Referenzbegriff durch Kripke und den frühen Putnam um 1970 (Kap. 2). Aus dieser neu zu bewertenden Kritik und der von den Autoren daraus entwickelten externalistischen realistischen Semantik für Artausdrücke läßt sich das erste Kriterium für eine Position in einer Realismusdebatte ableiten und klären (Kap. 3): Hält man die fragliche Art für eine natürliche Art und meint also, sie habe ihren ›Zusammenhalt‹ von Natur aus? Wenn ja, dann ist die fragliche Position eine realistische (das Kriterium ist dank des engen Zusammenhangs von Realismus und Externalismus sowohl hinreichend als auch notwendig). Hält man die Art nicht für eine natürliche Art, ist man Antirealist. Damit geht jeweils not- wendig eine bestimmte Semantik für den auf die Art referierenden Ausdruck einher. Es zeigt sich zugleich, daß es zwei Varianten des Realismus zu unterscheiden gilt, die hier als klassischer bzw. als moderater Realismus bezeichnet werden. Im folgenden (Kap. 4.1) wird argumentiert, daß der Begriff der Wahrheit nicht eigentlich der zentrale Punkt in den in Frage stehenden Realismusdebatten sein sollte, wie vielfach behauptet wurde, sondern seine Brisanz vielmehr aus zugrundeliegenden semantischen Fragen gewinnt die also in der weiteren Aufdeckung der Kriterien die zentrale Rolle spielen müssen. In der Analyse der Kritik an der in Kap. 3 entwickelten Position des ›klassischen Realismus‹ läßt sich ein zweites unterscheidendes Kriterium für Positionen in Realismusdebatten entwickeln: begriffliche Relativität. Nach der Ablehnung von Putnams Auffassungen zu diesem Thema, werden zwei Varianten vorgeschlagen, starke und schwache begriffliche Relativität (Kap. 4.2). Die Anwendung dieses Merkmals zwingt, so wird argumentiert, in einigen Fällen zu einer Kombination einer realistischen Auffassung von Arten als natürliche mit begrifflicher Relativität. Diese mittlere Position zwischen klassischem Realismus und Antirealismus wird als »moderater Realismus« bezeichnet. Der im ersten Kriterium verwendete Begriff der natürlichen Art, und damit die Optionen in den Debatten, wird schließlich mittels einer Dis- kussion des Phänomens der Vagheit noch weiter verdeutlicht (Kap. 4.3). Ab- schließend werden die drei Optionen zusammenfassend dargestellt und ein Versuch unternommen, ihre Fruchtbarkeit für diverse Realismusdebatten anzudeuten. (shrink)
In diesem Aufsatz untersuche sich, ob sich der Hobbes’sche Naturzustand als Gefangenendilemma beschreiben lässt und welche Konsequenzen dies gegebenenfalls hat. Ich argumentiere für die Thesen, dass erstens eine solche Beschreibung eine angemessene Charakterisierung des Hobbes’schen Naturzustandes ist , dass das Gefangenendilemma zweitens kein Problem für die Hobbes’sche Argumentation aufwirft und dass drittens Hobbes sein Argumentationsziel verfehlte, wenn er den Naturzustand anders beschriebe, d.h. so, als seien die Applikationsbedingungen des Gefangenendilemmas nicht erfüllt. Das Gefangenendilemma, in dem sich die Naturzustandsbewohner befinden, ist (...) daher notwendige Voraussetzung für die Vernünftigkeit eines Staates, in dem der Souverän mit einer Hobbes’schen Machtfülle ausgestattet ist. (shrink)
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